«Feministischer Meilenstein»: Abtreibungen sind ab 2027 gratis

Mit dem Ja zum Kostendämpfungspaket sprach sich das Parlament auch dafür aus, dass die Kosten für eine Abtreibung künftig von den Krankenkassen übernommen werden. Im Gegensatz zum Ausland ist der Widerstand verschwindend klein. Ab 2027 werden Abtreibungen in der Schweiz kostenlos sein. Die Krankenkassen übernehmen dann alle Kosten für legale Schwangerschaftsabbrüche. Das Parlament hat das im Rahmen des Kostendämpfungspakets 2 beschlossen.

Während andere Länder ihre Regeln für Abtreibungen verschärfen oder diese sogar ganz verbieten, geht die Schweiz einen anderen Weg: Ab 2027 sind straffreie Schwangerschaftsabbrüche für Frauen erstmals gratis. Grund ist das «Kostendämpfungspaket 2», das im Frühling 2025 vom Parlament gutgeheissen wurde. Sobald die darin enthaltenen Massnahmen im Januar 2027 greifen, müssen die Krankenkassen von Beginn der Schwangerschaft an alle Kosten übernehmen. Bislang mussten schwangere Frauen erst ab der 13. Woche keine Franchise und keinen Selbstbehalt mehr zahlen. Neu ist aber auch, dass die Krankenkasse die Kosten einer Abtreibung trägt, solange diese rechtmässig geschieht.

«Vernünftiger als Krise und Überforderung»

SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer spricht von einem «feministischen Meilenstein»: Das Selbstbestimmungsrecht über den eigenen Körper werde von rechten Kreisen momentan frontal angegriffen – umso wichtiger sei dieser Erfolg, der Betroffene finanziell und emotional entlaste. Auch die Kinderchirurgin und Präsidentin der FDP-Frauen, Bettina Balmer, begrüsst den Entscheid: «Ein Abbruch, bei dem wenige Zellen zerstört werden, ist der vernünftigere Weg, als ein Kind zu kriegen, das in permanenter Überforderung und Krise mündet», so die Nationalrätin gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Während das Recht auf Abtreibung zuletzt in verschiedensten Ländern stark unter Druck kam oder teils gar komplett gekippt wurde, bleibt in der Schweiz der rechte Aufschrei wegen der Gratis-Abtreibungen fast komplett aus: So ist der Gesetzestext aus Sicht von Mitte-Nationalrat Benjamin Roduit, der einst eine Initiative für ein Abtreibungsverbot lancierte, unproblematisch, da nur legale Schwangerschaftsabbrüche betroffen seien. Gegenwehr angemeldet hat aber der EDU-Nationalrat Andreas Gafner: «Wir müssen jede Abtreibung verhindern und den Leuten Perspektiven aufzeigen, statt den Anreiz für Abtreibungen noch zu erhöhen», fordert er. Für Gafner stehen die Gratis-Abtreibungen im Widerspruch mit Investitionen in kommende Generationen, die der Bund tätigt. In einem Vorstoss rechnete er vor, dass durch die 12'000 Abtreibungen jährlich eine Kleinstadt verschwinde.

EDU-Nationalrat will Diskussion lancieren

Diesen Widerspruch sieht der Bundesrat nicht als gegeben an: «Der Zugang zu einem sicheren und legalen Abbruch ist Teil einer modernen Gesundheitsversorgung und Voraussetzung für die Selbstbestimmung von Frauen», heisst es in der Antwort. Der Bundesrat warnt zudem davor, Schwangerschaftsabbrüche mit demografischen Überlegungen zu verknüpfen. Gafner hat aber bereits angekündigt, dass er eine Diskussion zum Thema im Rat verlangen wird. 

Hier sind Abtreibungen gratis

  • Frankreich: Abtreibungen sind für alle Frauen vollständig kostenlos.

  • Niederlande: Für Einwohnerinnen sind Abtreibungen bis zur 22. Woche kostenlos.

  • Schweden: Abtreibungen werden fast vollständig bezahlt, von der nationalen Krankenversicherung, Patientinnen entrichten eine kleine Gebühr.

  • Irland: Seit 2019 sind Abtreibungen für Einwohnerinnen kostenlos.

  • Dänemark: Einwohnerinnen erhalten kostenlose Abtreibungen.


Weiterlesen - ein Beitrag von Benedikt Hollenstein erschienen am 31.08.25 auf 20min.ch