Die frisch Pensionierten sind die aktivsten Freiwilligen. Wer sich wie stark engagiert, hängt aber weniger vom Alter, Wohnort oder Geschlecht ab, sondern vom Pass und dem Schulabschluss. Das sind die fünf wichtigsten Erkenntnisse aus dem neuen Freiwilligen-Monitor. Am Montag veröffentlicht die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG) den neuen Frewilligen-Monitor. Laut der neuen Befragung wurden in der Schweiz letztes Jahr nicht weniger als 590 Millionen Stunden an Freiwilligenarbeit geleistet. Ob man sich ehrenamtlich in einem Verein oder für eine gute Sache engagiert, hängt stark von der Nationalität und dem Schulabschluss ab.
Die Schweiz ist eine Nation von Freiwilligen. Das zeigt der neue Freiwilligen-Monitor, den die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG) alle vier bis fünf Jahre herausgibt. Demnach leisteten die Schweizerinnen und Schweizer letztes Jahr nicht weniger als 590 Millionen Stunden an Freiwilligenarbeit. Diese umfasst etwa das Engagement bei der freiwilligen Feuerwehr, dem Sportverein oder dem Elternrat. Aber auch Nachbarschaftshilfe wie Kinder hüten oder Katzen füttern sowie das Spenden von Geld, Blut oder Sachen. 86 Prozent der Bevölkerung leisten laut der neuen Erhebung in irgendeiner Form einen freiwilligen Beitrag zum Gemeinwohl. Mit 376 Millionen Stunden ist das informelle Engagement grösser als das Formelle in einem Verein oder politischen Amt mit 213 Millionen Stunden. Gegenüber der letzten Erhebung gab es bei der formellen einen leichten, bei der informellen Freiwilligenarbeit einen stärkeren Rückgang auf das Niveau von 2014. Eine Studie von 2017 zeigte, dass die Schweiz im europäischen Vergleich auf Platz zwei landet. Nur die Norweger leisten demnach noch mehr Freiwilligenarbeit.
Schweizer leisten mit 48 Prozent mehr als doppelt so oft Freiwilligenarbeit wie Ausländer mit 21 Prozent. In der Mitte liegen die Doppelbürger (38 Prozent) mit mehr als einem Pass. Noch ausgeprägter sind die Unterschiede bei der Ausbildung und dem Einkommen. Wer nur die obligatorische Schule abgeschlossen hat, leistet mit 17 Prozent deutlich weniger Freiwilligenarbeit als jemand mit Uniabschluss (48 Prozent). Die Ergebnisse zeigen laut dem Bericht, dass neben der verfügbaren Zeit auch materielle Ressourcen, Sprachkompetenzen, Selbstbilder und Netzwerke eine wichtige Rolle spielen: «Die grossen Unterschiede lassen Freiwilligenarbeit nahezu als ein Privileg erscheinen.»
In Vereinen und Parteien sind Männer (43 Prozent) stärker vertreten als Frauen (40 Prozent). Dafür leisten Frauen (56 Prozent) mehr informelle Arbeit als Männer (46 Prozent). Im Laufe der Zeit sind die Unterschiede zwischen den Geschlechtern kleiner geworden. Am grössten sind sie noch der Care-Arbeit ausserhalb des eigenen Haushalts. Fast doppelt so viele Frauen kümmern sich um die Betreuung von Kindern oder die Pflege von Betagten. Männer bekleiden dafür häufiger ein Ehrenamt (20 Prozent) als Frauen (14 Prozent).
Auch das Alter spielt eine Rolle. Junge zwischen 15 und 24 Jahren engagieren sich mit 34 Prozent weniger in Vereinen als Ältere. Jüngere bevorzugen es, zeitlich begrenzt bei einzelnen Projekten oder Grossanlässen zu helfen. Am engagiertesten sind mit 49 Prozent die frisch Pensionierten zwischen 65 und 74 Jahren. Diese Altersgruppe leistet mit 63 Prozent auch am meisten informelle Freiwilligenarbeit. Etwa indem sie Enkelkinder hüten. Ab 75 Jahren nimmt das Engagement wieder ab.
In der Deutschschweiz engagiert man sich stärker in Vereinen und Co. als in der Romandie oder im Tessin. Es gibt zudem auch einen Stadt-Land-Graben. In ländlichen Gegenden engagieren sich 47 Prozent in einem Verein, in den Städten sind es 38 Prozent. Grund dafür sei etwa die höhere Vereinsdichte auf dem Land sowie die stärkere Professionalisierung von Gemeindeaufgaben und Freizeitangeboten in den Städten. Auch informelles Engagement ist in urbanen Gebieten weniger verbreitet. Ein wichtiger Faktor ist die Wohndauer. Sprich, wie verwurzelt man in einer Gemeinde ist.
Die meisten Freiwilligen haben mehr als eine Motivation. Bei der informellen Freiwilligenarbeit ist der Wunsch anderen Menschen zu helfen mit 72 Prozent am ausgeprägtesten. Beim Engagement in einem Verein ist es mit 61 Prozent der Spass an der Tätigkeit. Bei beiden Formen spielen soziale Motive eine wichtige Rolle. Das Engagement kann aber auch einen persönlichen Nutzen haben, etwa durch das Erlernen neuer Kenntnisse oder Karrierevorteile. Dies schlägt sich in einer hohen Zufriedenheit von über 93 Prozent nieder. Tritt jemand aus einem Verein oder eine Organisation aus, passiert dies meist dem Beruf (41 Prozent) oder der Familie (29 Prozent) zuliebe.
Zwischen März und Juni 2024 wurden rund 5000 Personen ab 15 Jahren zu ihrem freiwilligen Engagement befragt. Zum ersten Mal als reine Online-Befragung. Gegenüber früheren Befragungen wurde der Referenzzeitraum von vier Wochen auf zwölf Monate ausgedehnt.
Weiterlesen - ein Beitrag von Delia Bachmann erschienen am 25.08.25 auf 20min.ch
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