Kinder von Akademikern verbringen am wenigsten Zeit draussen

Durchgetaktete Freizeitpläne und der zunehmende Leistungsdruck im Kindesalter verhindern oft, dass Kinder mehr Zeit im Freien verbringen. Paradox: Laut den Eltern wäre dies aber eigentlich sehr wichtig.

Draussen spielen bis zum Umfallen. Das macht Kindern nicht nur Spass, es ist auch gesund. Verschiedene Studien belegen: Spielen im Freien fördert insbesondere guten Schlaf, die mentale Gesundheit, kann Allergien verhindern und stärkt das Immunsystem insgesamt.

Eine neue repräsentative Studie des Marktforschungsunternehmens Link im Auftrag des Outdoor-Kinderkleiderherstellers namuk zeigt nun aber: Schweizer Kinder verbringen weniger Zeit draussen als die letzte Generation.

Durchschnittlich eineinhalb Stunden verbringen Kinder in der Schweiz laut der Studie draussen. Der tiefe Wert überrascht auch die Marketingforscherin bei Link, Marianne Altgeld. «Das heisst, Kinder verbringen 22.5 Stunden drinnen.»

Eltern glauben an positiven Effekt

Eigentlich sind sich die befragten Eltern einig: Viel Outdoor-Zeit ist für den eigenen Nachwuchs gesund. Fast neun von zehn Befragten finden, Zeit draussen helfe der Konzentrations- und Widerstandsfähigkeit ihrer Kinder, zudem seien sie dadurch zufriedener und ausgeglichener.

Und trotzdem geben zwei Drittel der Eltern an, sie hätten in ihrer Kindheit mehr Zeit im Freien verbracht als ihre Kinder heute. Die befragen Eltern sehen die fortschreitende Digitalisierung als Hauptgrund dafür. Mit anderen Worten: Die Kinder sitzen öfters vor den Bildschirmen als früher.

Der Kinder- und Entwicklungspsychologe an der ZHAW, Daniel Süss, stimmt dem Eindruck der Eltern zu, gibt aber zu bedenken, nicht alle Bildschirmaktivitäten fänden zwingend im Inneren statt.

Süss sieht aber vor allem die Eltern in der Verantwortung. Oft hätten schon kleine Kinder einen durchgetakteten Freizeitplan. «Wir leben in einer Selbstoptimierungsgesellschaft.» Sprich, das Frühfranzösisch, die Geigenstunde und der Japanischkurs verhindern das Spielen in der Natur. Eine Befragung von Pro Juventute zeigt: Jedes dritte Kind ist gestresst, und eine falsche Freizeitgestaltung kann ein Stressfaktor sein.

Kein Stadt-Land-Graben

Laut Lulzana Musliu, Mediensprecherin bei Pro Juventute, muss ein ausgefülltes Freizeitprogramm bei Kindern aber nicht unbedingt schlecht sein. «Wenn das Kind die Freizeitaktivitäten von sich aus wählt, können sie auch gegen den Stress helfen.» Deshalb müssten allfällige Hobbys immer mit den Kindern abgesprochen werden.

Was überrascht: Laut Marketingforscherin Marianne Altgeld gibt es kein keinen Stadt-Land-Graben. Kinder auf dem Land spielen also genau so oft im Freien wie Kinder in der Stadt. Unterschiede gibt es hingegen in Bezug auf das Einkommen und den Bildungsgrad der Eltern. Akademikerkinder und Kinder aus Haushalten mit hohem Einkommen verbringen im Durchschnitt weniger Zeit im Freien.

Laut Entwicklungspsychologe Daniel Süss könnte das damit zusammenhängen, dass Akademiker besonders hohe Ansprüche an die Ausbildung ihrer Kinder haben. Und «sie können die Fördermassnahmen auch finanzieren». Zudem seien sie in der Regel beruflich mehr eingebunden und deshalb froh, wenn die Kinder irgendwo versorgt seien und nicht einfach draussen frei spielten.

Eltern haben laut Altgeld einen hohen Einfluss darauf, wie viel Zeit ihre Kinder an der frischen Luft verbringen. Dies über die Förderung von Zeit im Freien und ihre Vorbildfunktion. Diese Meinung teilt Süss: «Eltern müssen zum Ausdruck bringt, dass man sich gerne draussen bewegt, und das dann auch leben.»

Weiterlesen - ein Beitrag von SRF erschienen am 23.01.2024

Elterliche Partnerschaftsgewalt: Betroffene Kinder besser schützen

Eine neue Studie im Auftrag des Eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG) und der Schweizerischen Konferenz gegen Häusliche Gewalt (SKHG) beleuchtet die Situation von Kindern, die von Gewalt in der elterlichen Paarbeziehung betroffen sind. Konkrete Empfehlungen zeigen, wie bestehende Lücken bei den Unterstützungsangeboten geschlossen werden können und wie sich der Schutz betroffener Kinder in der Schweiz verbessern lässt.

Jährlich sind rund 27 000 Kinder in der Schweiz elterlicher Partnerschaftsgewalt ausgesetzt. Diese Kinder erleben Gewalt zwischen den Eltern mit und sind damit permanent einem Klima der Angst ausgesetzt. Das wirkt sich negativ auf die physische und psychische Gesundheit, aber auch auf die schulische und soziale Entwicklung der Kinder aus. Die neue Studie «Unterstützungsangebote und Schutzmassnahmen für Kinder, die Gewalt in der elterlichen Paarbeziehung ausgesetzt sind» nimmt eine Bestandsaufnahme vor und formuliert Empfehlungen, um die Situation für betroffene Kinder in der Schweiz zu verbessern. Die Studie der Hochschule Luzern, der Universität Freiburg und der Haute Ecole et Ecole Supérieure de Travail Social wird vom EBG und von der SKHG herausgegeben.

Bestandsaufnahme zeigt Verbesserungspotenzial

Die Studie stellt fest, dass es in der Schweiz zwar verschiedene spezifische Kindesschutz- und psycho-soziale Unterstützungsangebote gibt, dass Betroffene aber nicht in allen Kantonen Zugang zu solchen Angeboten haben. Die Zusammenarbeit und Abläufe sind nicht einheitlich geregelt und die Finanzierung variiert von Kanton zu Kanton. Weiter zeigt die Studie, dass elterliche Partnerschaftsgewalt in Trennungs-, Eheschutz- und Scheidungsverfahren nur teilweise und nicht systematisch abgeklärt wird. So wird auch bei Hinweisen auf Gewalt in der Regel die gemeinsame elterliche Sorge zugeteilt. Die Studie stellt zudem ein Verbesserungspotential bei der Zusammenarbeit zwischen Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden (KESB) und Zivilgerichten fest.  

Zugang zu Angeboten ermöglichen, relevante Berufsgruppen sensibilisieren

Basierend auf dieser Bestandsaufnahme formuliert die Studie 18 Standards und führt zehn Good-Practice-Beispiele auf. Diese zeigen, wie eine zeitnahe Kontaktaufnahme ausgestaltet werden kann und wie betroffene Kinder psycho-sozial unterstützt werden können. Die Beispiele sollen als Grundlage für die Entwicklung entsprechender Angebote in den Kantonen dienen. Die Studie empfiehlt, die relevanten Berufsgruppen - zum Beispiel Richter/-innen, Anwält/-innen und Behördenvertreter/-innen - bezüglich der Auswirkungen von elterlicher Partnerschaftsgewalt auf Kinder aus- und weiterzubilden. Zudem sollen Richtlinien zu systematischen Abklärungen von elterlicher Partnerschaftsgewalt in Trennungs- und Scheidungsverfahren eingeführt und die Zusammenarbeit zwischen den Institutionen soll verbessert werden.

Kontinuierliches Engagement gegen Gewalt

Der Bundesrat betont, dass sämtliche Formen von Gewalt mit dem Kindswohl nicht vereinbar sind. Die Bekämpfung und die Verhütung von häuslicher Gewalt sind für ihn prioritär. Die vorliegende Studie ist eine Massnahme des Nationalen Aktionsplan der Schweiz zur Umsetzung der Istanbul-Konvention 2022-2026 (NAP IK), die der Bundesrat 2022 verabschiedet hat. Ziel des NAP IK ist es, mit 44 konkreten Massnahmen von Bund, Kantonen und Gemeinden Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt zu reduzieren und die persönliche Sicherheit der Bevölkerung zu erhöhen.

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Luzerner Firma führt 4-Tage-Woche ein

Am Freitag ist bei Comfortfloor aus Rickenbach LU niemand mehr im Büro. Das mache die Mitarbeitenden glücklich, sagt der Chef – und die Produktivität sinke nicht. Die Mitarbeitenden der Firma Comfortfloor aus Rickenbach LU müssen nur noch vier Tage pro Woche arbeiten. Dass das Geschäft nun am Freitag geschlossen sei, störe die Kundschaft nicht, sagt der Geschäftsführer. Auch negative Auswirkungen auf Umsatz und Gewinn erwartet er keine.

Wer bei der auf Bodenheizungen spezialisierten Firma «Comfortfloor Schweiz» angestellt ist, arbeitet seit dem 1. Januar nur noch vier statt wie bisher fünf Tage pro Woche – zum gleichen Lohn. Geschäftsführer Donat Bachofner erklärt auf Anfrage, warum er die 4-Tage-Woche eingeführt hat.

Mehr Freizeit und bessere Gesundheit

Comfortfloor wolle seinen Mitarbeitenden mit der Umstellung eine bessere Work-Life-Balance ermöglichen, sagt Bachofner. Ihre Arbeitszeit sinke nun, so verbessere sich ihre Gesundheit und Zufriedenheit.

Am Freitag ist niemand mehr im Büro

Mit der 4-Tage-Woche gibt es bei Comfortfloor neue Öffnungszeiten: Das Geschäft ist jetzt nur noch von Montag bis Donnerstag geöffnet, am Freitag ist der Laden dicht. Einbussen bei der Servicequalität soll es trotzdem nicht geben: «Im Gegenteil, wir erwarten hochmotivierte Mitarbeiter, die Projekte in bester Qualität voranbringen», sagt Bachofner. Negative Auswirkungen auf Umsatz und Gewinn erwarte er keine.

Drei Mal auswärts übernachten und dann ab ins Wochenende

Bisher gab es bei Comfortfloor eine 44,5-Stunden-Woche. Die Kosten für die Hin- und Rückfahrt zur Kundschaft übernahm die Firma, wie Bachofner erklärt. Nun bezahle sie nur noch einen Weg pro Tag, dafür könne das Team auf Geschäftskosten auswärts übernachten. Durch die Reduktion der Fahrten reduziere sich die durchschnittliche Arbeitszeit auf rund 40 Stunden pro Woche, die die Mitarbeitenden in vier Tagen leisten. In einer typischen Arbeitswoche fahren diese zum Beispiel am Montagmorgen an den Einsatzort, übernachten drei Mal auswärts, sind am Donnerstagabend zurück im Büro und düsen dann ins Wochenende ab.

Weniger arbeiten, mehr im Wohnwagen

Alle Mitarbeitenden finden das neue Modell laut Geschäftsführer gut. Rund 80 Prozent der Mitarbeitenden der Firma seien aus der Schweiz, sie freuten sich darüber, nun einen Tag mehr Zeit in ihrer Ferienwohnung im Bündnerland oder im Wohnwagen im Tessin verbringen zu können. Auch für die Mitarbeitenden aus Deutschland, die übers Wochenende heimfahren, sei der zusätzlich Tag ein Segen.

So reagiert die Kundschaft

Was sagen die Kundinnen und Kunden dazu, die nun am Freitag keinen Support mehr erhalten? Die Rückmeldungen seien positiv, sagt Bachofner. Wohl auch, weil das Geschäft mit Bodenheizungen nicht sehr serviceintensiv sei: Löse sich mal eine Platte, müsse man das meist nicht sofort beheben. Im Gegensatz zu einem Sanitär, der ein kaputtes WC oder einen auslaufenden Wasserhahn so schnell wie möglich flicken müsse.

Mitte Jahr zieht Comfortfloor Bilanz

Doch führt der fehlende Arbeitstag nicht dazu, dass Kundenaufträge liegen bleiben? Nein, sagt Bachofner. Er könne die Performance messen, eine gute Kennzahl sei zum Beispiel, wie viele Quadratmeter Bodenheizungen die Mitarbeitenden verlegen. Diese Zahl sei bis jetzt nicht gesunken. Zudem gebe es nun jeden Monat eine Besprechung im Team, wo man Bilanz ziehe. Mitte Jahr werde man dann entscheiden, ob man die 4-Tage-Woche weiterführe oder nicht.

Auch hier gibts kürzere Arbeitszeiten

In Affoltern am Albis sollten 350 städtische Angestellte nur noch 38 Stunden pro Woche arbeiten, wie in Basel schickten die Stimmberechtigten das Vorhaben anfangs Dezember aber bachab. Zu Problemen kam es derweil bei der Wittwer Metallbau AG mit der 4-Tage-Woche. Das Berner Entsorgungsunternehmen Schwendimann AG führte ebenfalls per Anfang 2024 die 38-Stunden-Woche ein.

Weiterlesen - ein Beitrag von Marcel Urech erschienen am 13.01.2024 auf www.20min.ch

Psyche unter Dauerbelastung: Gegen ständige Erschöpfung hilft nur ein Rhythmuswechsel

Viele Menschen fühlen sich erschöpft und überfordert. Warum das so ist und was wir dagegen tun können, weiss der Psychiater und Philosoph Thomas Fuchs.

Januarloch. Leere macht sich breit. Nicht nur in den Läden, sondern auch in unseren Seelen. Die Gesellschaft erlebt einen nachweihnachtlichen Kater und versinkt im mikrodosierten Winterschlaf. Müdigkeit und Erschöpfung grundieren die Stimmung. Das liegt aber nicht nur am Januarloch. Laut der Studie «Barometer Gute Arbeit 2023» ist die Erschöpfung der Arbeitnehmenden in der Schweiz auf einem Höchststand angekommen: Jede dritte Person ist zu erschöpft, um sich nach der Arbeit um familiäre oder private Angelegenheiten zu kümmern. Viele fühlen sich am Limit, klagen über Stress und machen sich Sorgen um die Welt. 

Politik und Psyche hängen zusammen

Düstere Zukunftsaussichten schlagen auf die Stimmung. Jede dritte Person meidet deswegen sogar den Newskonsum. Die täglichen Negativschlagzeilen von Krieg, Klimawandel und Migration lösen ungute Gefühle aus, von Ohnmacht hin zu Ängsten und Depressionen. Oft sei es dieses Gefühl der Ohnmacht und des Kontrollverlusts, das zu gravierenden psychischen Störungen führen kann, meint der renommierte Psychiater und Philosoph Thomas Fuchs, Professor in Heidelberg. Sein Ratschlag lautet daher: die Ohnmacht überwinden und wieder zur «Selbstwirksamkeit» finden. Zu dem Gefühl, dass ich die Dinge selbst kontrollieren und verändern kann – wenn auch nur im Kleinen. Der gefühlte Kontrollverlust angesichts der Weltlage kann nicht nur zu Angst und Lähmung führen, sondern auch zu Wut und Aggression, meint Fuchs. Das äussere sich auch in politischen Konsequenzen: etwa dem Vertrauensverlust in die Politik, dem Hass auf sämtliche Eliten oder der Sympathie mit Verschwörungsmythen. Psyche und Politik sind also eng verzahnt.

Aus dem Takt gebracht

Thomas Fuchs sieht die Wurzel des allgegenwärtigen Gefühls der Überforderung in einer «Desynchronisierung», also in einem Widerspruch zweier Zeitlogiken: Das Tempo unseres Körpers passe denkbar schlecht zum Takt unserer Gesellschaft. Unser Körper brauche Erholungsphasen, Rhythmen und Kreisläufe, wie bei der Atmung oder beim Wach-Schlaf-Rhythmus. Die Gesellschaft dagegen ticke nach einer linearen, beschleunigten Zeit, die kaum Pausen kennt und auf permanentes Wachstum aus ist. Diese pausenlose Beschleunigung sei Gift für die natürlichen Kreisläufe unserer inneren Natur. Erschöpfung resultiere aber oft auch aus einer «Gratifikationskrise», wie Fuchs das nennt, aus fehlender Wertschätzung und «Resonanz» für die eigene Arbeit. Die eigene Arbeit wird von anderen nicht honoriert und darum als sinnlos empfunden. «Die Sinnlosigkeit entsteht aus dem Gefühl: Ich setze mich doch so ein, ich mache das alles, aber es kommt nichts zurück», sagt Fuchs. Erschöpfung hat also auch mit Entwertung und Entfremdung zu tun: Man arbeitet vor sich hin – fremdbestimmt und unsichtbar – und versucht das schlechte Grundgefühl loszuwerden, indem man immer mehr arbeitet. Ohne Regenerationsphasen. Bis zum Zusammenbruch.

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Neues Namenrecht: Zivilstandsprofi ist für Doppelnamen für Kinder – aus Erfahrung

Wenn Eltern unterschiedliche Nachnamen haben, heissen die Kinder meistens wie der Vater. Zivilstands-Experte Roland Peterhans sagt, warum er damit Mühe hat. Wenn die Eltern unterschiedlich heissen, bekommen die Kinder meistens den Familiennamen des Vaters. In schätzungsweise acht von zehn Fällen sei dies so, sagt Roland Peterhans, Präsident des schweizerischen Verbands für Zivilstandswesen. An der Art, wie sich die Eltern auf dem Zivilstandsamt dazu äussern, merkt er, ob die Mutter mit diesem Entscheid glücklich ist oder nicht. Peterhans befürwortet die geplante Liberalisierung des Namensrechts.

Künftig sollen Verheiratete ihre Namen flexibler kombinieren können. Und auch Kinder sollen beide Familiennamen ihrer Eltern bekommen, wenn diese das wünschen. An einer entsprechenden Revision des Namensrechts arbeitet das Parlament. Roland Peterhans, Präsident schweizerischer Verband für Zivilstandswesen und Fachexperte beim Zivilstandsamt der Stadt Zürich, befürwortet die Revision. In acht von zehn Fällen bekämen die Kinder heute den Namen des Vaters, sagt Peterhans. Oft gebe es dabei Verlierer, oder eben Verliererinnen. Beide Eltern sollen den Kindern ihre Namen weitergeben können.

Herr Peterhans, seit 2013 können Paare entscheiden, ob das Kind wie der Vater oder wie die Mutter heisst. Wie oft bekommen Kinder den Namen der Mutter?
Bei denen, die heiraten, nehmen 75 Prozent der Frauen den Namen des Ehepartners an. Bei ihnen ist es klar, dass das Kind den gleichen Namen haben wird. Bei denen, die trotz Heirat unterschiedlich heissen und bei den Unverheirateten wählen die Paare aber überwiegend oft den Namen des Vaters für das Kind. Wir führen keine Statistik, aber ich schätze, dass in acht von zehn Fällen das Kind den Namen des Vaters bekommt. Für Männer ist das meistens viel wichtiger als für Frauen. Für die Frauen ist das in der Regel in Ordnung.

Sie sagen «in der Regel» – kommt es auch vor, dass Paare vor dem Zivilstandsbeamten streiten?
Das gibt es sehr selten. Einmal habe ich ein Paar wieder nach Hause geschickt, weil sie sich nicht einigen konnten, wie das Kind heissen soll. In so einer Situation rate ich den Betroffenen, gar nichts zu machen. Doch sie haben sich dann in eine Ecke im Stadthaus zurückgezogen und sind nach einer halben Stunde wieder gekommen. Sie haben sich darauf geeinigt, dass das Kind wie der Vater heissen soll.

Merken Sie bei manchen Paaren, dass jemand nachgegeben hat und vielleicht frustriert ist?
Es gibt schon die Fälle, in denen zwei-, dreimal hin- und herdiskutiert wird. Aber in der Regel haben sich die Paare vorher geeinigt und es ist für beide okay. Ein klassischer Ablauf ist etwa so: Ich frage, welchen Namen die Eltern für sich selber und für das Kind wollen. Dann schaut der Mann die Frau an, das bedeutet, sie haben das besprochen. Dann sagt die Frau, sie nehme den Namen ihres Mannes an und das Kind solle auch so heissen. An der Art, wie sie das sagt, merkt man, wie glücklich sie damit ist. Es ist schon so, dass es in dieser Frage häufig einen Verlierer gibt, oder eben eine Verliererin. Das ist schade. Deshalb setzen wir uns als Verband dafür ein, dass Kinder künftig einen Doppelnamen haben können.

Warum ist es den Vätern so wichtig, dass die Kinder gleich heissen wie sie?
Das hat mit Traditionen zu tun. Bis 1987 mussten Frauen bei der Heirat den Namen des Mannes annehmen und die Kinder hiessen automatisch wie der Vater. Es hat für den Mann auch mit dem Thema Stammhalter zu tun, der Familienname soll nicht aussterben.

Haben Sie den Eindruck, dass Männer, die ihren Namen dem Kind weitergeben wollen, generell älter oder konservativer sind?
Nein. Dieser Wunsch zieht sich durch alle Altersgruppen und Gesellschaftsschichten und hat meiner Meinung nach auch nichts mit politischen Ansichten zu tun. Auch nicht mit dem gelebten Familienmodell. Dieser Wunsch der Väter, ihren Namen weiterzugeben, ist auch bei Verheirateten wie bei Unverheirateten gleichermassen vorhanden.

Gibt es Fälle, in denen Sie den Namen des Vaters hässlich oder seltsam finden, und dennoch bekommt das Kind diesen Namen?
Ich habe tatsächlich auch schon Fälle gehabt, in denen ich persönlich eher den Namen der Mutter gewählt hätte für das Kind, während sich die Eltern für den Namen des Vaters entschieden haben. Es gibt aber auch Eltern, die gezielt den schöneren oder geläufigeren Namen wählen.

Neues Namensrecht -Doppelnamen auch für die Kinder

Das heutige Namensrecht ist erst seit zehn Jahren in Kraft. Doch das Parlament will bereits eine neue Reform. Die Rechtskommission des Nationalrats hat eine Vorlage verabschiedet, mit der die 2013 abgeschafften Doppelnamen ohne Bindestrich wieder eingeführt werden. Diesmal jedoch flexibler, die Ehegatten sollen die beiden Namen individuell und in unterschiedlicher Reihenfolge kombinieren können, mit oder ohne Bindestrich. Neu sollen auch Kinder einen Doppelnamen tragen können, der sich aus den Namen der Eltern zusammensetzt, wenn diese das wünschen. Dies begrüsst der Verband Schweizerischer Zivilstandsämter, wie Präsident Roland Peterhans im Interview mit 20 Minuten sagt. Die Liberalisierung trage der gleichberechtigten Realität von Vätern und Müttern Rechnung. Bei Uneinigkeit zwischen den Eltern soll die Kesb vermitteln und nötigenfalls entscheiden, wobei sie in der Regel auf einen Doppelnamen abstellen dürfte, bei dem der Name der Mutter vorangestellt wird. Während einer Übergangsphase sollen Paare und ihre Kinder unkompliziert nachträglich zu einem Doppelnamen kommen, durch eine einfache Erklärung soll das möglich sein, wenn es nach dem Willen der Rechtskommission geht. (blu)

Weiterlesen - ein Beitrag von Claudia Blumer erschienen am 09.01.2024 auf www.20min.ch

Drei von vier Beschäftigten wollen 2024 den Job wechseln

Laut der Umfrage entscheidet sich einer von drei Befragten für einen Jobwechsel, um Karriere zu machen. Viele wollen dies dieses Jahr tun. Ein Grossteil der Menschen in der Schweiz will laut einer Umfrage 2024 ihren Job wechseln. Gründe dafür gibt es viele, etwa eine schlechte Führung und ein demotivierendes Arbeitsumfeld. Auch die Aussicht auf mehr Lohn in einem neuen Job ist für viele verlockend.

Gemäss dem Personalvermittler Robert Walters wollen 76 Prozent der Berufstätigen in der Schweiz dieses Jahr ihren Job wechseln. Diese Zahl folgt einer Studie des Wirtschaftsprüfers Deloitte, laut der fast jede zweite Person in den Generationen Z und Millennials in der Schweiz ihren Job kündigen will.

Gekündigt wegen ineffizienter Führung

20 Prozent der Befragten gaben an, dass eine ineffiziente Führung sie zu einem Stellenwechsel motiviert. Schlechte Führung könne ein demotivierendes Arbeitsumfeld schaffen und Mitarbeitende dazu veranlassen, eine bessere Arbeitsatmosphäre zu suchen, sagt Christian Atkinson, Chef bei Robert Walters Schweiz.

Die Stelle wechseln, um Karriere zu machen

Laut der Umfrage von Robert Walters entscheidet sich einer von drei Befragten für einen Jobwechsel, um die Karriere weiterzuentwickeln. «Dieses berufliche Wachstum erhoffen sie sich durch einen Wechsel des Arbeitgebers oder der Arbeitgeberin, wo neue Herausforderungen und Chancen auf sie warten», kommentiert Atkinson.

Im neuen Job lockt oft mehr Lohn

39 Prozent der befragten Fachkräfte gehen davon aus, dass sie bei ihrem derzeitigen Arbeitgeber oder Arbeitgeberin in diesem Jahr eine Gehaltserhöhung erhalten. Passiert das nicht, planen 17 Prozent der Befragten, ihre Stelle zu wechseln. In der Hoffnung, im neuen Job mehr Lohn zu erhalten.

Wer zwei Jahre bleibt, kündigt eher nicht

Von den Befragten, die in den letzten zwei Jahren bei ihrer derzeitigen Arbeitgeberin oder Arbeitgebern angefangen haben, sagten 82 Prozent, dass sie nicht planten, diesen zu verlassen. 52 Prozent sind mit ihrer Position zufrieden. Einer oder eine von fünf Befragten nannte ein wettbewerbsfähiges Gehalt als ausschlaggebendes Kriterium dafür.

Zusatzleistungen sind entscheidend

Für 19 Prozent der Befragten sind attraktive Zusatzleistungen ein entscheidender Faktor, damit sie ihre Stelle nicht wechseln. Ein gut durchdachtes Paket von Zusatzleistungen könne die Treue erhöhen, sagt Atkinson. Als Beispiele nennt er flexible Arbeitszeiten, Gesundheitsleistungen und Weiterbildungsmöglichkeiten.

214 Menschen in der Schweiz befragt

Robert Walters hat seine Umfrage in 31 Ländern durchgeführt, 214 Antworten kamen aus der Schweiz. Während hierzulande 76 Prozent der Befragten angeben, dieses Jahr ihren Job wechseln zu wollen, sind es in den 31 Ländern durchschnittlich 67 Prozent. Unter dem Schnitt liegt Belgien mit 59 Prozent.

«Wer für die Arbeitgebenden austauschbar ist, hat es schwierig»

Frau Bergundthal, spüren Sie auch, dass die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmenden zunimmt?
Tendenziell ja, aber das ist nicht in allen Jobs so. Die Verhandlungsmacht nimmt vor allem dann zu, wenn es in einem Berufsfeld viele offene Stellen gibt und die Nachfrage nach neuen Mitarbeitenden hoch ist. Wer kaum spezielle Fähigkeiten hat und für die Arbeitgebenden austauschbar ist, hat es hingegen schwierig.

Viele Arbeitnehmende wissen nicht, wie viel ihre Arbeit wirklich wert ist. Wie finden sie das heraus?
Ich empfehle den Arbeitnehmenden, ihren Wert auf dem Arbeitsmarkt alle paar Jahre aktiv zu testen. Am besten so: Bewerbungen schreiben, sich umhören und Gespräche mit Personalverantwortlichen führen. Tut man das, merkt man schnell, wie viel man der Arbeitswelt wert ist. Tut man es nicht, besteht die Gefahr, dass man den eigenen Wert zu wenig kennt und dadurch auch in einer schlechten Verhandlungsposition ist.

Viele Unternehmen belohnen Treue heute nicht mehr. Warum?
So generell kann man das nicht sagen. Die meisten Firmen wollen gute Mitarbeitende halten und viele bezahlen auch Dienstalterprämien. Aber es ist je nach Branche unterschiedlich. Tendenziell hat die Loyalität allerdings seitens Arbeitgeber und Arbeitnehmer in den letzten Jahren immer mehr abgenommen.

Weiterlesen - ein Beitrag von Marcel Urech erschienen am 08.01.2024 auf www.20min.ch