Wie wird die institutionelle Kinderbetreuung finanziert und was zahlen die Eltern für deren Nutzung? - Eine neue Studie der eidgenössischen Kommission für Familienfragen EKFF macht eine Bestandesaufnahme, deckt Defizite auf und zeigt gute Beispiele aus Gemeinden, Kantonen und europäischen Ländern.
Die EKFF formuliert zusätzlich 18 Empfehlungen an Politik und Behörden. Diese sollen dazu beitragen, dass künftig eine qualitativ gute Kinderbetreuung für alle Kinder in der Schweiz verfügbar und von allen Eltern bezahlbar ist. In der Schweiz sind die Tarife und damit auch die finanzielle Belastung der Eltern je nach Wohnort und den dort geltenden Regelungen für die Betreuung in Kindertagesstätten, Tagesfamilienorganisationen und schulergänzenden Angeboten sehr unterschiedlich und gesamthaft gesehen im Vergleich zu europäischen Ländern sehr hoch. Grosse Schwankungen finden sich auch bei der Angebotsdichte und bei den Qualitätsvorgaben: Je nach Wohnort lässt sich ein Angebot überhaupt finden oder nicht und je nach Wohnort sind strukturelle Rahmenvorgaben zu bspw. Betreuungsschlüssel und Ausbildung der Betreuungspersonen nicht oder mit sehr unterschiedlichen Anforderungen vorhanden.
Die schweizweit vielfältigen strukturellen Rahmenbedingungen führen zu ungleichen Bildungs- und Entwicklungschancen der Kinder. Gründe für die Unterschiede sind die divergierenden Mitfinanzierungshöhen der institutionellen Kinderbetreuung durch die öffentliche Hand und eventueller Dritter, die föderalen Zuständigkeiten auf Kantons- oder sogar Gemeindeebene, das Nichtvorhandensein nationaler Qualitätsrichtwerte und die Zuordnung der Thematik je nach Alter der Kinder auf verschiedene Behörden. Diese Heterogenität manifestiert sich auch im durchschnittlichen Elternanteil an den Betreuungskosten, der je nach Wohnort zwischen 20 und 90% ausmacht.
Sieben Empfehlungen sieht die EKFF als Rahmenbedingungen auf nationaler Ebene. Die restlichen elf Empfehlungen richtet sie an Kantone und Gemeinden und sollen bei der Ausgestaltung von familienfreundlichen Finanzierungs- und Tarifmodellen unterstützen.
Gesellschafts- und familienpolitische Fragen
Die EKFF ist eine ausserparlamentarische Kommission, die sich für familienfreundliche Rahmenbedingungen einsetzt. Als Fachkommission stellt die EKFF spezifisches Fachwissen im Bereich Familienpolitik bereit, auf welches Politik und Verwaltungsbehörden bei Bedarf zurückgreifen können. Die EKFF veröffentlicht regelmässig Studien und Empfehlungen zu wichtigen aktuellen Themen, die das Familienleben betreffen.
Die Mitarbeitenden des Softwareunternehmens Seerow arbeiten für sechs Monate nur noch vier Tage für den vollen Lohn. Die grösste Herausforderung dabei ist die Kommunikation.Ab Oktober wird bei dem Softwareunternehmen Seerow in Solothurn ein Tag weniger gearbeitet. Die Firma stellt für sechs Monate auf eine Vier-Tage-Woche um. Die grösste Herausforderung sei die Kommunikation. Doch die Mitarbeitenden sind zuversichtlich und freuen sich auf das Experiment.
Montag oder Freitag arbeiten die Mitarbeitenden des Softwareunternehmens Seerow in Solothurn nicht: Die Firma führt ab Oktober die Vier-Tage-Woche ein, wie es in einer Medienmitteilung heisst. Die Löhne werden dabei nicht verändert – es gibt also gleich viel Geld für weniger Arbeitszeit. Die Homeoffice-Pflicht habe die Firma zum neuen Arbeitsmodell ermutigt, sagt Geschäftsführer Fabian Schneider zu 20 Minuten: «In der Krise hat sich gezeigt, dass die Leistung nicht unbedingt vom Arbeitsort und Ergebnisse nicht zwingend von der geleisteten Arbeitszeit abhängen.» Die Vier-Tage-Woche sei nun der nächste logische Schritt. So sollen die zehn Mitarbeitenden mehr Zeit bekommen, um sich zu erholen. Davon könne auch das Unternehmen profitieren: «Gerade bei kreativer und kopflastiger Arbeit ist es wichtig, dass unsere Mitarbeitenden mehr Ausgleich zu ihrem Job haben», erklärt Schneider.
Kommunikation ist Herausforderung
Vorerst handelt es sich um ein Pilotprojekt für sechs Monate. Dann gibt es eine erste Auswertung mit allen Teammitgliedern. «Ich bin davon überzeugt, dass wir dann gleich mit diesem Arbeitsmodell weiterfahren können», sagt Schneider. Die grösste Herausforderung werde die Kommunikation sein. Denn die Angestellten dürfen weiterhin im Homeoffice bleiben, wenn sie das möchten. «Da unsere Mitarbeitenden an verschiedenen Tagen frei haben, ist die Kommunikation untereinander umso wichtiger.»
Andere Firmen ermutigen
Das Unternehmen reduziert dabei auch die Arbeitszeit von 42 auf 35 Stunden. Wichtig sei darum, dass die verkürzte Arbeitswoche nicht zu längeren Arbeitstagen führt. Damit das nicht passiert, will die Firma neues Personal anstellen. «Wir müssen am Anfang sicher genau darauf achten, dass wir dann nicht jeden Tag länger arbeiten», so Schneider. Er sei aber zuversichtlich, dass die Vier-Tage-Woche ein Erfolg wird. Ziel sei es auch, andere Firmen zu ermutigen, das neue Arbeitsmodell auszuprobieren. Schliesslich gebe es genug Beispiele, wie etwa ein Mega-Experiment in Island, die zeigen, dass die verkürzte Arbeitswoche funktioniert. «Es wäre toll, wenn auch andere Schweizer Unternehmen dieses Arbeitsmodell ausprobieren würden, damit Erfahrungen ausgetauscht werden können.»
Mitarbeitende sind gespannt
Auch die Mitarbeitenden von Seerow freuen sich auf die Vier-Tage-Woche: «Ich persönlich bin sehr gespannt, wie sich das neue Arbeitsmodell auf meine Motivation, Moral, Produktivität und vor allem Kreativität auswirkt», sagt Özge Altin, Projektleiterin und UX-Designerin. Die Kunden seien alle informiert und die ersten Rückmeldungen fallen positiv aus. «Ich gehe davon aus, dass das so bleibt», so Altin. Auch die Softwareentwicklerin Sandra Simon befürwortet die Vier-Tage-Woche: «Da sich dieses Arbeitsmodell in Island in der Pilotphase bereits bewährt hat, bin ich davon überzeugt, dass wir als innovative Agentur nachziehen können.»
Weiterlesen - ein Beitrag von Barbara Scherer erschienen am 30. Juli 2021 auf www.20min.ch
Der ehemalige VBZ-Personalchef Jörg Buckmann kritisiert den Anspruch von Büroangestellten, weiterhin zu Hause zu arbeiten. Auch ein Bäcker und eine angehende Logistikerin kritisieren den «Homeoffice-Hype». In vielen Berufen ist es unmöglich, im Homeoffice zu arbeiten. Büezer erzählen, was sie an der Haltung von Büroangestellten stört. Der ehemalige VBZ-Personalchef Jörg Buckmann kritisiert die Erwartung von Büroangestellten, weiterhin zwischen Homeoffice und Präsenzarbeit wählen zu können.
Nachdem die Homeoffice-Pflicht gefallen ist, kehren viele zurück ins Büro. Dennoch werden Mischformen von Homeoffice und Präsenzarbeit vermehrt bestehen bleiben. Büezern hingegen bleibt Heimarbeit verwehrt: Sie haben Jobs, die ihre Präsenz vor Ort erfordern. In vielen Fällen handelt es sich bei ihren Berufen um Dienstleistungen, ohne die die Gesellschaft nicht auskommt.
«Grosse Freiheiten»
Diesen Berufstätigen stösst der Hype um das Homeoffice sauer auf. Nikolina Magdic (18), Logistik-Stiftin aus Schaffhausen, sagt, sie hätte auch eine KV-Lehre begonnen, wenn sie gewusst hätte, dass Corona kommt. «Ich würde auch gern mal später aufstehen und im Bademantel arbeiten.» Solche Geschichten höre sie von ihren Freunden, die eine Büro-Lehre machten. «Es ist schon etwas frech, wenn Büroangestellte nun verlangen, weiter Homeoffice machen zu wollen. Sie sind sich nicht bewusst, dass sie grosse Freiheiten geniessen», so Magdic. Der Bäcker Konditor Dominik (21) aus Volketswil findet Homeoffice grundsätzlich eine gute Sache. «Manche haben aber schon den Bezug zur Realität der Anderen verloren.» Er beginne seinen Arbeitstag um vier oder fünf Uhr morgens. Im Büro habe man oft ohnehin bessere Arbeitsbedingungen: «Manche sind sich nicht bewusst, dass man in anderen Jobs auch während Corona wie gewohnt weitergearbeitet hat. Wenn man sich dennoch ständig beklagt und nur die negativen Seiten sieht, geht das für mich schon in Richtung Undankbarkeit.»
«Gefahr einer Zweiklassengesellschaft»
Gemäss einer Umfrage von Comparis zum Thema Homeoffice arbeiten 50,9 Prozent der befragten Arbeitnehmenden mindestens während zehn Prozent ihres Pensums im Homeoffice. Personen mit hohem Bildungsgrad arbeiten häufiger mindestens 90 Prozent zuhause als Personen mit niedrigem und mittlerem Bildungsgrad (26 Prozent gegenüber 10,5 Prozent) (siehe Box). Jörg Buckmann, ehemaliger Personalchef bei den VBZ, beobachtet den Trend kritisch: «Es besteht die Gefahr einer Zweiklassengesellschaft. Denn die Wissensgesellschaft, also Akademiker und Leute mit höherem Bildungsabschluss, die ohnehin schon bessere Arbeitsbedingungen haben, könnten nun auch noch von zuhause aus arbeiten.» Der Büezer hingegen könne das nicht. Migros, Post und SBB seien typische Unternehmen, bei denen das nicht gehen werde.
«Wunschkonzert»
«Die Juristin sagt: Ich möchte künftig zwei Tage pro Woche zuhause arbeiten», so Buckmann. «Aber besprechen Sie das einmal mit ihrem Pöstler, Lokführer, mit der Kassiererin oder dem Polizisten.» Man müsse jetzt ein wenig aufpassen mit dem Wunschkonzert. Es gelte, den gesellschaftlichen Zusammenhalt im Blick zu behalten und ebenso die Arbeitgeber- und die Arbeitnehmer-Interessen in Einklang zu bringen. «Diese Diskussion ist in den Personalabteilungen ganz oben auf der Traktandenliste.» Es brauche klare Rahmenbedingungen, aber auch Fingerspitzengefühl.
Massgeschneiderte Lösungen
In einer Umfrage von Comparis gaben 49,1 Prozent der Befragten an, weniger als einen halben Tag, wenn überhaupt, zuhause zu arbeiten. 25 Prozent der Befragten, die ein Haushaltseinkommen von 8000 Franken pro Monat haben, gaben an, zu mindestens 90 Prozent im Homeoffice zu arbeiten. Bei den Befragten mit einem Einkommen zwischen 4000 und 8000 Franken waren es 14 Prozent der Befragten, bei Einkommen unter 4000 Franken 11,9 Prozent. Jörg Buckmann, ehemaliger Personalchef bei den VBZ, sagt: «Viele Leute haben Gefallen gefunden am Homeoffice. Der Mensch neigt ja dazu, für sich das Beste herauszuholen.» Das versuchten die Angestellten jetzt, indem sie für sich massgeschneiderte Präsenz- und Homeoffice-Lösungen anstrebten, sagt Buckmann, der heute selbständiger Berater ist. «Die Leute sagen: Ich komme schon zurück ins Büro. Aber am Mittwoch würde ich gerne von zuhause aus arbeiten, weil dann die Kinder zuhause sind. Und am Freitag ebenfalls. Das Rosinenpicken geht jetzt los.»
Weiterlesen - ein Beitrag von Carla Pfister und Claudia Blumer erschienen am 26. Juli 2021 auf www.20min.ch
Die Corona-Krise hat einer neuen Studie zufolge in vielen Teilen der Welt deutliche Auswirkungen auf die Geburtenrate. Die Geburtenrate ist aufgrund der Corona-Pandemie in Europa und den USA deutlich zurückgegangen. Der Rückgang liegt zwischen fünf und zehn Prozent. «Die meisten Menschen würden in unsicheren Zeiten lieber weniger Kinder haben», sagt eine Populationsexpertin.
Die Zahl der Neugeborenen in Europa und den USA ist nach Erkenntnissen der Vereinten Nationen aufgrund der Corona- Pandemie teilweise deutlich zurückgegangen. «Veränderungen der menschlichen Geburtenrate sind bei neun Monaten Schwangerschaft kurzfristig nie offensichtlich, aber mit Fortdauer der Pandemie wird der Rückgang der Geburtenraten immer deutlicher», heisst es in einer Studie des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA), deren Ergebnisse der Deutschen Presse-Agentur vorliegen. Der UNFPA will die Untersuchung am Weltbevölkerungstag am 11. Juli veröffentlichen. Die Daten aus 19 europäischen Ländern und den USA zeigen seit Oktober 2020 «starke Geburtenrückgänge» gegenüber den Vorjahresmonaten. Allein in den 15 untersuchten Ländern der EU ging die Zahl der Babys im Oktober um drei, im November um fünf und im Dezember 2020 um 8,1 Prozent zurück. Rachel Snow, führende Populationsexpertin des UNFPA, erklärt: «Die meisten Menschen würden in unsicheren Zeiten lieber weniger Kinder haben – und die Frage ist, ob sie die Mittel dazu haben». Diese Voraussetzung sei in Europa sicherlich gegeben. Spanien verzeichnete dabei einen Rückgang um 20 Prozent im Januar, Frankreich um 13,5 Prozent. Doch die Unterschiede in Europa sind deutlich: UNFPA zufolge sahen Dänemark, Finnland, die Niederlande und Norwegen keine grösseren Schwankungen. Für Expertin Snow sind die Faktoren für Geburtenrückgänge allerdings zu zahlreich, um die innereuropäischen Unterschiede zu erklären – für definitive Rückschlüsse sei es noch zu früh.
Skandinavische Länder stabiler
Sie betonte jedoch, dass gerade die skandinavischen Länder generell stabiler seien, «während auf der anderen Seite Portugal, Spanien und Italien Länder sind, die bereits vor der Pandemie eine rückläufige Geburtenrate verzeichnet hatten.» Auch in den USA ist der Einfluss der Pandemie dem Bericht zufolge deutlich. Im Bundesstaat Kalifornien wurden demnach im Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat 10,5 Prozent weniger Babys geboren – in Florida waren es 7,2. Zudem hätten Umfragen in den Vereinigten Staaten nahegelegt, dass Paare Schwangerschaftspläne absichtlich auf Eis legten und weniger Sex hatten. Auch Internet-Suchanfragen zu schwangerschaftsbezogenen Themen seien zurückgegangen.
«Verfallt nicht in Panik»
Auf der anderen Seite gibt es in einigen schlechter entwickelten Ländern dem Bericht nach Anzeichen für eine gegenläufige Entwicklung. Dort seien die Menschen laut Snow auch wegen schlechteren Zugangs zu Verhütungsmitteln und sexueller Aufklärung weniger gut in der Lage, die Anzahl der Geburten zu reduzieren, wenn sie wollten. «Das sehen wir jetzt in Bangladesch und wir haben in Malawi eine Zunahme der Teenager-Schwangerschaften beobachtet, ähnliche Hinweise gibt es aus Mexiko.» Die Uno-Bevölkerungsagentur weist generell darauf hin, dass viele Krisen in der Menschheitsgeschichte zu einem zeitweisen Rückgang der Geburten in den betroffenen Regionen geführt hätten und es danach oft zu einer Erholung gekommen sei. Zwar sei jede Krise anders, betont Snow, doch gebe es auch wegen Corona diesbezüglich keinen Grund zur Sorge: «Verfallt nicht in Panik, dass die Welt wegen Covid plötzlich menschenleer sein wird und die Geburtenrate sinkt. Es kann eine Weile nach unten gehen, aber es kann sich auch schnell erholen.» Wichtig sei vielmehr, dass alle Menschen Kontrolle darüber haben könnten, Kinder zu kriegen oder nicht.
Weiterlesen - ein Beitrag erschienen am 9. Juli 2021 auf www.20min.ch
Weniger lang arbeiten bei gleichem Lohn: Ein fleissiges kleines Inselvolk gönnt sich eine bessere Work-Life-Balance. Versuche bestätigten zuvor die gleichbleibende Produktivität ohne Überstunden.
Was nach Wunschdenken klingt, wird für viele Menschen in Island Realität. Nachdem die Vier-Tage-Woche mit 35 Stunden jahrelang getestet wurde, hat die Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung nun das Recht auf fünf Stunden kürzere Arbeitszeiten – bei vollem Lohn. Island verspreche sich davon eine Win-Win-Entwicklung mit mehr Lebensqualität einerseits und höherer Produktivität andererseits, sagt SRF-Nordeuropa-Mitarbeiter Bruno Kaufmann: «Nach heutigem Stand haben nun 86 Prozent der Angestellten das Recht auf kürzere Arbeitszeiten im Vertrag.» Das neue System wurde während drei Jahren in einer Studie mit einem Prozent der Angestellten getestet und zeigte laut Kaufmann recht erstaunliche Resultate: Weniger Burnouts und zufriedenere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei gleichbleibenden oder sogar verbesserten Leistungen.
Angst vor sinkender Produktivität unbegründet
Dies wiederum schlug sich auch in der Zufriedenheit der Arbeitgeber nieder, die bei fehlenden fünf Stunden pro Woche eine verminderte Produktivität befürchtet hatten. Doch diese Angst erwies sich gemäss Studie unbegründet. Laut Kaufmann hängt das auch mit der Entwicklung von intelligenteren Arbeitsformen zusammen: Sitzungen und Pausen wurden zurückgefahren. Man setzte viel stärker auf digitale Hilfsmittel und konnte die Effizienz steigern: «Es gab Ausnahmen, doch diese bestätigten eher die Regel, dass das System insgesamt gut funktioniert.»
Überstunden – laut Studie kein Problem
Auch die Befürchtung einer massiven Zunahme der Überstunden gerade in Berufssparten mit festen Präsenzzeiten hat sich laut Kaufmann nicht bewahrheitet. Mit verschiedenen Formen von neuen Schichten und den erwähnten zusätzlichen digitalen Hilfsmitteln sei das vermieden worden. «Das ist jetzt wahrscheinlich auch der Grund, warum man sich auf diese Arbeitszeitverkürzung geeinigt hat.»
Island ist ein Ausnahmefall
Island mit seinen nur 200'000 Arbeitnehmenden sei sicher ein Ausnahmefall in den reichen OECD-Staaten, stellt Kaufmann fest. Die Veränderungen in der Arbeitswelt, wie sie viele Länder seit den 1950-Jahren erlebten, hätten in Island so nicht stattgefunden. So liege die isländische Jahresarbeitszeit immer noch bei ungefähr 2000 Stunden, während sie in Ländern wie der Schweiz auch wegen Teilzeitstellen in den letzten 70 Jahren massiv zurückgegangen sei. Auch der Beschäftigungsgrad ist in Island viel höher als anderswo: 87 Prozent der Isländerinnen und Isländer sind erwerbstätig, verglichen mit weniger als 70 Prozent in der Schweiz. «Das hängt sicher mit den regionalen Besonderheiten zusammen wie dem enormen Dienstleistungssektor und der Fischerei in Island», erklärt Kaufmann.
Bessere Work-Life-Balance
Ganz gratis dürfte die Reduktion der Arbeitszeit auch an Island nicht vorbeigehen. Aber anscheinend ist man überzeugt, dass der Gewinn die Kosten rechtfertigt. Isländerinnen und Isländer seien sich sehr harte Arbeit gewohnt und hätten die karge abgelegenen Vulkaninsel zu einem der wohlhabendsten Länder der Welt gemacht, so Kaufmann. Gleichzeitig seien sie zu einem sehr überarbeiteten Volk geworden. So habe kaum ein Isländer neben seiner Anstellung nicht noch eine eigene kleine Firma, um die soziale Sicherheit zu sichern. Nun sehe man in Erinnerung an die Finanzkrise vor zehn Jahren und angesichts der Coronakrise wohl ein, dass es neben der Arbeit noch andere Aspekte des Lebens gibt, so Kaufmann.
Vier-Tage-Woche – ein Modell für die Schweiz?
Weniger arbeiten für den gleichen Lohn funktioniere schlicht nicht, sagt Regine Sauter, FDP-Nationalrätin und Direktorin der Zürcher Handelskammer. Letztlich müsse die zusätzlichen Kosten jemand bezahlen, entweder Kundinnen und Kunden und im öffentlichen Bereich die Steuerzahlenden: «Frankreich kennt die 35-Stunden-Woche längst und sie funktioniert im Ergebnis nicht.» In Island seien offenbar vor allem die Bereiche der öffentlichen Verwaltung untersucht worden, so Sauter. Wenn Mitarbeitenden nun die gleiche Leistung in vier Tagen erbrächten, stelle sich die Frage, warum das nicht bereits vorher so war. Eine Vier-Tage-Woche bei fünf Tagen Lohn sieht Sauter nicht als Modell für die Schweiz. Die Schweiz sei eine hochproduktive Volkswirtschaft, und der Wohlstand sei auch der hohen Arbeitsproduktivität geschuldet. Laut einer UBS-Studie werde die Schweiz in rund zehn Jahren eine halbe Million Arbeitskräfte mehr benötigen, wegen der Pensionierung der Baby-Boomer, so Sauter.
Weiterlesen - ein Beitrag erschienen am 9. Juli 2021 auf www.srf.ch
Für die Entwicklung von Kindern ist die Betreuung in Kindertagesstätten sehr förderlich. Obwohl diese Tatsache bekannt ist, haben mehrere Studien signifikante Hindernisse beim Zugang zu diesen Betreuungseinrichtungen in der Schweiz aufgezeigt. Die Ursachen sind sozioökonomischer Natur und in geringerem Masse auf den Migrationsstatus zurückzuführen. Das Autorenteam des heute von der Eidgenössischen Kommission für Familienfragen (EKFF) veröffentlichten Kurzdossiers fordert einen Ausbau der Betreuungsplätze und eine deutliche Senkung der Kosten für die Eltern.
In der Schweiz haben Kinder aus benachteiligten Familien oder mit Migrationshintergrund geringere Chancen, vorschulisch betreut zu werden. Das sollte nicht sein, denn gerade diese Kinder profitieren am meisten von den Vorteilen der Betreuung in einer Kindertagesstätte sowohl für ihre Entwicklung als auch für ihren Schulerfolg. Die Autorin und der Autor des Policy Briefs empfehlen, die Ungleichheiten beim Zugang in der gesamten Schweiz zu beseitigen. Dazu bedarf es mehr Kinderbetreuungsplätze und niedrigere Tarife für die Eltern. Vor allem Familien mit tiefen bis mittleren Einkommen müssten günstigere Tarifen erhalten. Die Einführung klar vordefinierter Prioritätskriterien könnte ebenfalls dazu beitragen, Unterschiede beim Zugang zu Betreuungsplätzen zu verringern.
Gesellschafts- und familienpolitische Fragen
Die EKFF ist eine ausserparlamentarische Kommission, die sich für familienfreundliche Rahmenbedingungen einsetzt. Als Fachkommission stellt die EKFF spezifisches Fachwissen im Bereich Familienpolitik bereit, auf welches Politik und Verwaltungsbehörden bei Bedarf zurückgreifen können.
Weiterlesen - ein Beitrag vom 5. Juli 2021 erschienen auf www.admin.ch