Der Adoptionsurlaub muss innerhalb des ersten Jahres bezogen werden, und die Adoptionsentschädigung beträgt 80 Prozent des durchschnittlichen Erwerbseinkommens. «Sind beide Elternteile erwerbstätig, können sie die zwei Wochen Urlaub frei untereinander aufteilen, den Urlaub aber nicht gleichzeitig beziehen», teilt der Bundesrat am Mittwoch mit. Kein Anspruch besteht hingegen bei einer Stiefkindadoption.
Nur wenige Adoptionen
In der Schweiz werden nur wenige Kinder von unter vier Jahren adoptiert. Im Jahr 2020 waren es gemäss Bundesamt für Sozialversicherungen 33. Deshalb werden die Anträge auf Adoptionsurlaub zentralisiert von der Eidgenössischen Ausgleichskasse (EAK) und nicht wie üblich von der Ausgleichskasse, der die Eltern angeschlossen sind, bearbeitet. Die neue Regelung dürfte gemäss Verwaltung zu jährlichen Zusatzkosten von etwas mehr als 100'000 Franken führen. Die Forderung geht auf eine parlamentarische Initiative des Tessiner Nationalrats Marco Romano (39, Mitte) zurück. Er hatte argumentiert, dass auch Adoptionseltern es verdienten, eine begrenzte Zeit zu erhalten, «die für sie und ihr Kind reserviert und bezahlt ist». Dies sei wichtig, weil ein Adoptionsverfahren lang, beschwerlich und kostspielig sei. Verschiedene Kantone kennen einen solchen Urlaub bereits heute.
Weiterlesen - ein Beitrag erschienen am 24.08.2022 auf www.blick.ch
Gewalt hat viele Formen
Gewalt in der Partnerschaft hat viele Erscheinungsformen. Besonders psychische Gewalt ist schwer fassbar. Gewalt bedeutet nicht nur Schläge und blaue Flecken. Besonders bei emotionalem Missbrauch sind sich Betroffene lange nicht bewusst, dass sie Gewalt erleben. Manche toxischen Verhaltensmuster wie Kontrolle und Eifersucht werden als Ausdruck von Liebe und Fürsorge gesehen. Trotzdem bleibt oft ein ungutes Bauchgefühl. Da toxische Verhaltensweisen häufig einem ähnlichen Muster folgen, sind die Warnzeichen oft früh erkennbar. Genau hier setzt das neue Online Tool #withyou an. Das Tool holt Betroffene und ihr Umfeld mit interaktiven Fragebögen und einfachen Definitionen ab, bevor die Gewalt eskaliert und leitet sie – wenn gewünscht – direkt an eine Fachstelle weiter.
Informationen einfach verfügbar
Die Informationssuche für Betroffene ist oft herausfordernd, vor allem im Bereich emotionaler Gewalt. Denn viele würden sich nicht mit den Begriffen Opfer oder häusliche Gewalt identifizieren können, erläutert #withyou-Projektleiterin Simone Eymann. Hier setzt das Tool mit einfachen Definitionen und leicht zugänglichen Informationen an. Das Herzstück des Projekts: 15 Fragen zur Gesundheit einer Beziehung – mit Expert:innen und Betroffenen entwickelt – damit toxische Dynamiken früh erkannt werden können und sich mehr Betroffene an Hilfestellen wenden, bevor die Gewalt eskaliert. #withyou ist aber keine Online-Beratungsstelle, sondern ergänzt die Arbeit von Anlaufstellen, Polizei und Hausärzt:innen.
Ein Tool mit vielen Facetten
#withyou unterstützt Betroffene diskret, informiert und begleitet sie in ihrer Entscheidungsfindung. Denn je besser Gewaltbetroffene über die eigene Situation informiert sind, desto rascher können sie handeln. Das gibt Selbstbewusstsein und weckt das Gefühl von «Ich bin nicht allein. Ich komme hier raus.» Eine gewaltsame Beziehung zu verlassen, ist nicht einfach und kann gefährlich sein. Eine Entscheidungshilfe klärt die wichtigsten Fragen, vom Notfallplan über den Schutz von Kindern bis zur Anleitung, was bei der Erstattung einer Anzeige wichtig ist und zeigt Hilfsangebote auf. Falls sich Betroffene Sorgen um ihre Sicherheit machen, hilft ein Fragebogen, die Gefahrensituation in ihrer Beziehung einzuschätzen. Das Online-Tool richtet sich auch an das Umfeld von Betroffenen. Denn dieses erfährt häufig als Erstes von Gewaltvorfällen, weiss aber oft nicht, wie damit umgehen. Ein eigens für Angehörige und Nachbar:innen konzipierter Bereich gibt wertvolle Tipps im Umgang mit Betroffenen. with-you.ch ist auf Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Englisch verfügbar. Das Online-Tool wird vom Migros-Pionierfonds ermöglicht.
Weiterlesen - ein Beitrag erschienen am 23.08.2022 auf www.nau.ch
Emotionale Erschöpfung bei der Arbeit steigt weiter an, das Stress-Level bleibt hoch. Die dadurch verursachten Produktivitätseinbussen kosten die Schweizer Wirtschaft Milliarden, wie die Gesundheitsförderung Schweiz zeigt. Jede und jeder dritte Angestellte fühlt sich am Arbeitsplatz gestresst und emotional erschöpft. Die stressbedingten Krankheitsausfälle schaden der Schweizer Wirtschaft. Das geht aus dem Job-Stress-Index der Gesundheitsförderung Schweiz hervor.
Erstmals überschreitet der Anteil der Erwerbstätigen, die sich emotional erschöpft fühlen, die 30-Prozent-Marke. Dies geht aus einer Medienmitteilung der Gesundheitsförderung Schweiz hervor, in der sie den sogenannten Job-Stress-Index 2022 vorstellt, eine repräsentative Befragung von 3022 Erwerbstätigen zwischen 16 und 65 Jahren. Ihr Fazit: Der Stress am Arbeitsplatz sei in der Schweiz hoch, aber seit 2018 etwa stabil. Das Stress-Level liege jedoch weit höher als noch in den Jahren 2014 und 2016. Wie bereits 2020 liege der Job-Stress-Index bei knapp drei von zehn Erwerbstätigen im kritischen Bereich. Dieser äussere sich unter anderem durch Zeitdruck, mangelnde Entscheidungsfreiheit und das Fehlen von Wertschätzung.
Die Pandemie hat das Erschöpfungslevel erhöht
Mehr als 30 Prozent der Arbeitenden fühlen sich emotional erschöpft – ein Höchstwert seit Beginn der Studie 2014. Auch die Covid-19-Pandemie trägt laut der Studie zur emotionalen Erschöpfung bei: Einerseits wegen der Sorge, man selbst oder vertraute Personen könnten erkranken, andererseits wegen der empfundenen sozialen Isolation und wegen neuer arbeitsbezogener Technologien, die seit der Pandemie zum Einsatz kommen. Wie die Studie hervorhebt, leidet durch den erhöhten Stress auch die Produktivität: So verringern stressbedingte Krankheitsausfälle und durch Stress eingeschränkte Leistungsfähigkeit die Produktivität um durchschnittlich 14,9 Prozent der Arbeitszeit. Gemäss der Studie gehen der Schweizer Wirtschaft aufgrund von fehlendem betrieblichem Gesundheitsmanagement jährlich 6,5 Milliarden Franken durch die Lappen.
Stress und Erschöpfung sind «Warnsignale»
Die Gesundheitsförderung attestiert der Schweiz eine «insgesamt gute Bewältigung der pandemischen Krise». Doch: Das hohe Stress-Niveau und die steigende Erschöpfung sollten «als Warnsignale verstanden werden». Der Direktor der Gesundheitsförderung Schweiz, Thomas Mattig, betont daher: «Umso wichtiger ist es, Belastungen am Arbeitsplatz wo immer möglich zu minimieren und Ressourcen zu fördern.» Er empfiehlt Arbeitgebern und Arbeitgeberinnen, im eigenen Unternehmen eine «Job-Stress-Analysis» durchzuführen und ein systematisches betriebliches Gesundheitsmanagement aufzustellen. Denn: «Mitarbeitende sind das wichtigste Gut eines Unternehmens, gerade in Zeiten des Fachkräftemangels. Unternehmen sollten Sorge für sie tragen.»
Weiterlesen - ein Beitrag von Dominik Fischer erschienen am 23.08.2022
Gemäss einer Studie befürworten immer mehr KMU die Viertagewoche. Was macht deren Beliebtheit aus?
Der Gastronomie fehlt das Personal, tausende von Stellen sind offen. Die Gäste wären da, doch die Restaurants können nicht das volle Angebot machen. Auch in anderen Branchen fehlen aktuell unzählige Fachkräfte. Als Massnahme gegen den Fachkräftemangel wird in verschiedenen Ländern vermehrt eine Viertagewoche eingeführt. Eine Studie der AXA zeigt, dass sich die Viertagewoche auch bei Schweizer-KMU immer grösserer Beliebtheit erfreut. Zehn Prozent der KMU würden einer Einführung einer Viertagewoche stark zustimmen, 28 Prozent würden eher zustimmen. Insgesamt stehen also 38 Prozent der befragten KMU einer Viertagewoche positiv gegenüber, etwa die Hälfte der KMU ist dem neuen Modell gegenüber noch skeptisch (236 KMU wurden befragt). Ein Betrieb, welcher die Viertagewoche bereits umgesetzt hat, ist das Hotel Hirschen in Langnau. Das Team arbeitet 10.5 Stunden am Tag. Die Arbeitswoche dauert hier aber nur vier Tage. Das Modell kommt gut an. «Bei mir ist es so aufgeteilt, dass ich Sonntag und Montag freihabe. Einen Tag in der Woche ist ebenfalls arbeitsfrei, da schaue ich für das Kind. Für mich passt es so», sagt Chefkoch Nuno Vaz. Die gleiche Arbeitszeit verteilt auf vier statt fünf Tage: Für den gelernten Koch und Geschäftsführer Kevin Weyermann ist die Viertagewoche immer schon ein Wunschmodell gewesen. «Wir wollten unseren Betrieb für die Arbeitnehmenden attraktiver machen. Zusammen sind wir dann auf die Viertagewoche gekommen.»
Frage der Vereinbarkeit?
Obwohl jetzt täglich 10.5 Stunden gearbeitet werden muss, scheint der Beruf attraktiver zu sein. «Wir haben eine Stelle ausgeschrieben, welche wir schnell wieder mit einer sehr guten Fachkraft besetzen konnten», so Weyermann. Die Viertagewoche ohne Arbeitszeitverkürzung beim Hotel geht auf, weil neuerdings die sogenannte Zimmerstunde am Nachmittag wegfällt. Drei Stunden, die für Vorbereitungsarbeiten genutzt werden können und sonst oft verlorene Zeit waren, wie Vaz erklärt. Dem Arbeitsmodell skeptisch gegenüber ist Johann Weichbrodt. Der Organisationspsychologe forscht seit zehn Jahren zu flexiblen Arbeitsmodellen. «Zum einen ist aus vielen Studien bekannt, dass ab der 9. Stunde Arbeitszeit pro Tag Fehler häufiger werden und mehr Unfälle produziert werden.» Ein zweites Problem sehe er bei der Frage der Vereinbarkeit: «Ein solches Modell funktioniert nur, wenn jemand anders zu Hause die Arbeit macht. Meistens ist es dann die Frau, welche daheim alles auffängt. Meine Befürchtung wäre, dass die klassische Rollenverteilung mit diesem Modell zementiert wird.» Ebenfalls die Viertagewoche eingeführt, aber mit Arbeitszeitverkürzung, hat das 25hours-Hotels in Zürich. Bereits die Hälfte der 160 Angestellten arbeiten im neuen Modell. «Vorher hat man theoretisch 42 Stunden in der Woche gearbeitet, nun arbeiten wir 37.5», erklärt Senior Bartender Julian Ritter. Das Personal freut sich, und auch für den Hoteldirektor geht die Rechnung auf, obwohl die Personalkosten jetzt höher sind. Die Viertagewoche in der Hotelkette wurde aus der Not geboren, aus Personalnot. «Wir können nicht alle Zimmer verkaufen, uns geht Umsatz verloren. Als Arbeitgeber müssen wir attraktiver werden, darum haben wir die 4-Tage-Woche gewählt.» Der Branchenverband Gastrosuisse empfiehlt seinen Betrieben, neue Arbeitszeitmodelle zu prüfen. Es gebe aber keine Patentlösung. Im Landgasthof Hirschen jedenfalls scheint sich das Viertagewoche-Modell zu bewähren.
Weiterlesen - ein Beitrag von Benjamin Hostettler und Christian Rensch erschienen am 12.08.2022
Hiesige Renten sind innert zwei Jahrzehnten um 20 Prozent gesunken. Grund dafür sind unter anderem tiefe Kassenleistungen. Eine Besserung ist kaum in Sicht. In den letzten zwanzig Jahren erlitten die Renten einen Rückgang von 20 Prozent. Die Gründe liegen im tiefen Zinsniveau, vor allem aber in den tiefen Pensionskassenrenten. Mit einer baldigen Besserung rechnet ein Experte nicht. Er empfiehlt deshalb zu sparen.
Schweizer Renten befinden sich im Sinkflug – und zwar massiv. Erhielt ein 55-Jähriger mit 120'000 Jahressalär 2002 noch eine Rente von 74'920 Franken, sind es heute nur noch 59'280 Franken. Das entspricht einem Minus von satten 20 Prozent, wie das VZ Vermögenszentrum in seinem Pensions-Barometer festhält. «Ausschlagend für diese Entwicklung ist unter anderem das allgemein tiefe Zinsniveau der letzten Jahre», erklärt Autor und Rentenexperte Karl Flubacher. Dies habe logischerweise auch zu einer tieferen Verzinsung der Altersguthaben geführt.
Pensionskassen kürzen Leistungen
Deutlich gravierender seien jedoch die gesunkenen Umwandlungssätze. «Denn wegen der steigenden Lebenserwartungen mussten viele Kassen ihre Leistungen reduzieren», so Flubacher. Lag der Umwandlungssatz 2002 noch bei 7,5 Prozent, sind es heute – je nach Pensionskasse – teilweise schon unter 5 Prozent. Zwar sei die AHV-Rente in den letzten zwanzig Jahren gestiegen – und zwar um beträchtliche 16 Prozent. «In den meisten Fällen aber kann das die sinkenden Pensionskassenrenten nicht kompensieren», betont Flubacher. Und jetzt, mit der höheren Inflation, kommt ein weiteres Problem hinzu. Die allermeisten Pensionskassen gleichen die Teuerung nämlich nicht aus. Die Folge: eine stetig wachsende Einkommenslücke.
Gutverdienende stärker betroffen
Gutverdienende sind davon besonders betroffen. «Durch die höheren Löhne haben sie oft auch mehr in der Pensionskasse angespart – vor allem im Überobligatorium», erklärt Flubacher. Sinken die Umwandlungssätze, gingen ihre Renten besonders deutlich zurück. Dass die Renten wieder steigen werden, ist zu hoffen. Danach aussehen tut es Stand heute allerdings nicht – im Gegenteil. «Der Umwandlungssatz wird weiter sinken – und somit auch die ausbezahlten Renten», sagt Flubacher. Er rät deshalb, frühzeitig mit der Pensionsplanung anzufangen. Etwa indem freiwillig in die dritte Säule investiert wird oder aber zusätzliche Einkäufe in die Pensionskasse getätigt werden.
Weiterlesen - ein Beitrag von Laura Del Favero erschienen am 12.08.2022 auf www.nau.ch