So kannst du deinen Chef auch im Homeoffice beeindrucken

Ein Beitrag erschienen am 22.06.2020 auf www.20min.ch

Im Homeoffice sind strenge Vorgesetzte ebenso fern wie neugierige Blicke von Bürokollegen. Wie du deinen Chef auch von zu Hause aus von deinem Einsatz überzeugst, erfährst du hier.

Die Lockerungen des Lockdown zeigen ihre Wirkung, und in vielen Büros kehrt langsam wieder Normalität ein. Daher ist es auch von Vorteil, schon mal einige Fakten zusammenzutragen, mit denen es deinem Chef leichtfällt, dir bei deinem Homeoffice-Wunsch auch künftig entgegenzukommen.

Für die einen besteht die Herausforderung im Homeoffice vor allem darin, möglichst konzentriert zu arbeiten und sich nicht allzu sehr von privaten Dingen ablenken zu lassen. Eine weitere Knacknuss ist hingegen, dass dein unermüdlicher Einsatz für die Firma auch im Homeoffice bemerkbar bleibt.

Die persönliche Überwachung deiner Daten ist per Gesetz nur bei konkreten Hinweisen hinsichtlich Missbrauchs gestattet. Folglich kann dein Chef deine geleistete Arbeit auch nur begrenzt überprüfen. Um deine Vorgesetzten auch aus der Ferne von deinen Fähigkeiten zu überzeugen, bedarf es einiger Tricks, die du dir zunutze machen kannst:

• Homeoffice spart Zeit. Nicht nur den langen Arbeitsweg kannst du einsparen, auch das Unternehmen kann von einer Zeitersparnis profitieren. Denn im Homeoffice kannst du dir deine Zeit besser einteilen, arbeitest konzentrierter und oft auch speditiver, da du weniger unterbrochen wirst und dich nach getaner Arbeit sogleich anderen Dingen widmen kannst.

• Homeoffice steigert deine Kreativität. Ohne den fehlenden Büro-Lärmpegel und flüchtige Gespräche mit Bürokollegen arbeitest du konzentrierter und entwickelst schneller eigene Ideen. So kannst du dich optimal in Arbeitsprozesse einbringen.

• Nebenbei verbrauchst du am Arbeitsplatz keinen Strom, keine Arbeitsmaterialien und nimmst auch die Infrastruktur nicht in Anspruch, was für deine Vorgesetzten auf Dauer definitiv ins Gewicht fällt.

• Kleide dich angemessen. Auch wenn Trainerhosen und Hoodie bequem sind, solltest du dich spätestens für die nächste Videokonferenz etwas in Schale werfen. Auch für deine tägliche Routine hilft es dir, zur Arbeitskleidung zu wechseln.

• Kommuniziere richtig: Beantworte E-Mails schnell, erledige Aufträge möglichst sofort und erkundige dich bei Unklarheiten lieber zweimal. Greife bei komplizierten Sachverhalten auch mal proaktiv zum Telefon. Das braucht Überwindung, hat aber einen positiven Effekt, denn so zeigst du Initiative und Einsatzwillen.

• Arbeite zu regelmässigen Zeiten, damit dein Chef oder deine Chefin sich darauf einstellen kann, wann du erreichbar bist und wann nicht. Mit allzu flexiblen Bürozeiten sorgst du bei deinem Team eher für Verwirrung.

• Bemühe dich um Zusatzaufgaben, wenn du mit Aufträgen früher fertig bist als geplant. So kann dein Chef schnell mal nachvollziehen, ob du zu Hause fleissig arbeitest oder eher auf der faulen Haut herumliegst.

• Verabrede dich zwecks Feedbacks regelmässig mit deinen Vorgesetzten zu einem kurzen Call. So könnt ihr euch über deine Arbeit austauschen, und du bleibst auch bei anderen Projekten am Ball.

• Zeige die Bereitschaft, an Homeoffice-Tagen hin und wieder auch mal ins Büro zu kommen, wenn es die Situation erfordert. So signalisierst du Einsatzwillen und Flexibilität und dass du dir für die Firma auch mal ein Bein ausreissen würdest.

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Verlierer des Shutdowns: Gebildete Mütter

In Schweizer Familien wirkt sich der Lockdown nach Geschlecht unterschiedlich auf die Erwerbstätigkeit aus, zeigt die Auswertung des SRG-Corona-Monitors. Bei Frauen führte der höhere Betreuungsbedarf der Kinder deutlich häufiger zu einer Reduktion der beruflichen Arbeitskapazitäten als bei Männern. Kinder im Haushalt wirkten sich zudem stark auf die Stimmung wä rend der Covid-19-Krise aus.

Familien und Erwerbstätigkeit zu vereinbaren, war für viele Eltern bereits vor der COVID-19-Krise ein Balanceakt. Mit der Schliessung der Schulen und der Ausbildungsstätten verschärfte sich die Situation allerdings, zeigt die Studie der Forschungsstelle Sotomo, die vom Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann EBG in Auftrag gegeben wurde.

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Am deutlichsten zeigt sich der Geschlechterunterschied bei der Kapazität für Erwerbstätigkeiten: Analysiert man nur die Familienhaushalte mit betreuungspflichtigen Kindern, gaben Frauen zu jedem Befragungszeitpunkt deutlich häufiger als Männer an, aufgrund von mehr Betreuungspflichten weniger Zeit für die Arbeit zu haben. Bei den Frauen lag der Anteil um rund zehn Prozentpunkte höher als bei den Männern.

Nationalrat diskutiert Gleichstellungspolitik

Die berufliche Arbeitsbelastung der Männer blieb seit Februar häufiger unverändert als diejenige der Frauen: Zwischen einem Fünftel und einem Viertel der befragten Männern gaben während der vier Befragungswellen an, keinerlei Veränderung in Bezug auf ihre berufliche Arbeitsbelastung festzustellen. Bei den befragten Frauen waren dies zwischen März und Mai nur zwischen 14 und 17 Prozent. Erst als im Juni die Schulen wieder geöffnet waren, gab ebenfalls ein Viertel der befragten Frauen an, keine Veränderungen festzustellen.

Grössere Belastung bei jüngeren Kindern

Die Angaben von Personen in Familienhaushalten mit Kindern im betreuungspflichtigen Alter und denjenigen in Haushalten ohne Kinder unter 16 Jahren unterschieden sich wenig überraschend in wesentlichen Punkten.

Befragten ohne Kinder unter 16 Jahren im Haushalt gaben häufiger als solche mit betreuungspflichtigen Kindern an, dass sie keine Veränderung in ihrer beruflichen Arbeitsbelastung feststellten. Zudem sieht man einen deutlichen Unterschied bei der fehlenden zusätzlichen Belastung durch Kinderbetreuung und Homeschooling.

Je höher der Bildungsstand, desto weniger Kapazitäten

Vor allem Befragte mit einem hohen Einkommen und einem höheren Bildungsstand traf die Krise zu Hause besonders. Je höher der Bildungsstand, desto häufiger gaben die Befragten an, über weniger Kapazität für ihren Beruf zu verfügen.

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Am meisten scheinen auch hier Frauen mit hoher Bildung unter verminderten beruflichen Arbeitskapazitäten zu leiden: Solange die Schulen geschlossen waren, gaben jeweils deutlich über vierzig Prozent der gut ausgebildeten Frauen an, über weniger Zeit für ihre Erwerbstätigkeit zu verfügen. Bei den Männern mit hohem Bildungsstand gab dies nur etwa jeder Dritte an.

Mental gleich belastend

Ob man in einem Haushalt mit Kindern lebt oder nicht, hatte einen entscheidenden Einfluss auf die Stimmung in den eigenen vier Wänden. Frauen und Männer mit betreuungspflichtigen Kindern empfanden den erhöhten Kinderbetreuungsaufwand mental gleichermassen belastend.

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Homeschooling war dabei das grösste Problem. Mit der Zeit sank jedoch die Belastung – was auf eine Art Gewöhnungseffekt zurückzuführen sein könnte oder den vielerorts wiederaufgenommenen Schulunterricht im Mai. Auch der Bewegungsmangel machte Frauen und Männern gleichermassen zu schaffen.

Pandemie verstärkt bereits vorhandene Strukturen

Gleichzeitig führte der Lockdown aber bei einem grossen Teil der Befragten aus Haushalten mit Kindern zu einer gestärkten Familie und Partnerschaft. Doch je länger die ausserordentliche Lage andauerte, desto grössere Geschlechter-Differenzen gibt es in Haushalten mit kleinen Kindern wiederum. War es bei der ersten Befragung noch ausgeglichen, gaben in der letzten Befragungswelle nur noch ein Drittel der Männer an, die Familie oder Partnerschaft als gestärkt wahrzunehmen. Bei den Frauen war es immer noch knapp die Hälfte.

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Homeoffice-Umfrage - «Zuhause ist man nicht abgelenkt»

Ein Beitrag erschienen am 19.06.2020 auf www.20min.ch

Weltweit hat das Coronavirus den grössten Homeoffice-Versuch aller Zeiten ausgelöst. Nun kehren viele Angestellte langsam an den Bürotisch zurück. Wie haben die Unternehmen in der Schweiz die Situation gemeistert? Und welche Lehren ziehen sie daraus? Diese Fragen hat die Personalberatung Robert Walters über 5000 Personen gestellt. Die Antworten liegen nun vor. Sie sind mehrheitlich positiv, wie Duresa Lika von Robert Walters erklärt.

SRF News: Ihre Studie zeigt, dass 71 Prozent der Schweizer Firmen ihre Mitarbeitenden direkt ins Homeoffice schicken konnten. Weltweit waren es nur 55 Prozent. Wieso waren die Schweizer Unternehmen so flexibel?

Duresa Lika: Das hängt unter anderem mit den Arbeitszeitmodellen hier zusammen. So hatten die Arbeitnehmer, die normalerweise täglich pendeln und ihre Reisezeit im ÖV oder in ihrem eigenen Fahrzeug verbringen, die Möglichkeit, ihre Reisezeit in die Arbeit zu investieren. Zudem wurde das Thema Innovation bereits vor Covid-19 debattiert. Mit 71 Prozent haben die meisten Unternehmen problemlos darauf reagiert. Sie konnten den Mitarbeitern von Anfang an die nötige Technologie zur Verfügung stellen.

88 Prozent der Schweizer Unternehmen haben kein Absinken der Mitarbeiter-Produktivität festgestellt. Weshalb ist das so?

Zuhause ist man, wenn man einen ergonomischen und professionell gut eingerichteten Arbeitsplatz hat, nicht abgelenkt. Man kann selbst für die Produktivität sorgen und selber den Fokus auf die Arbeit legen. Im Büro wird man oft von Mitarbeitern oder von Arbeitskollegen von anderen Abteilungen abgelenkt. Zuhause ist man hingegen wirklich fokussiert auf die Arbeit.

Ist eine Rückkehr ins Büro angesichts dessen überhaupt ein Thema?

Ob das künftig funktioniert, hängt mit der Strategie der Unternehmen zusammen. Die Ergebnisse der Studie haben gezeigt, dass die Arbeitnehmer ihre Erwartungshaltung geändert haben. Das heisst, Arbeitnehmer werden sich in Zukunft ein flexibles Arbeitsmodell von ihrem Arbeitgeber wünschen.

Die Firmen müssen darauf achten, dass die nötigen Tools zur Verfügung gestellt werden, damit das Homeoffice-Prinzip auch in Zukunft funktioniert.

Die Firmen müssen darauf achten, dass die nötige Technologie und die Tools zur Verfügung gestellt werden, damit das Homeoffice-Prinzip auch in Zukunft funktioniert und die Mitarbeiterproduktivität nicht beeinträchtigt wird. Das heisst, wenn Unternehmen die nötigen Tools nicht zur Verfügung haben, dann müssen sie zumindest bereit sein, auch in diese zu investieren.

Die Pilotphase in den letzten drei Monaten hat also gut funktioniert?

Ja. Die Mehrheit der Unternehmen hat das sehr gut gemanagt. 34 Prozent hatten zum Beispiel für ihre Rekrutierungsprozesse keine Videokonferenz-Tools. Aber 59 Prozent von ihnen zeigten die Bereitschaft, diese zu implementieren und für den nötigen Digitalisierungsschritt zu sorgen.

Vermissten die Befragten nicht ihre Kolleginnen und Kollegen?

Ja, aber das hängt auch damit zusammen, wie die Unternehmen das Homeoffice-Prinzip umsetzen. Das ist recht individuell. Man kann auch nur ab und von zuhause aus arbeiten. Diese Flexibilität wird gewünscht. So kann man zum Beispiel wieder einmal ins Büro, sich mit Kollegen austauschen und sich in der Mittagspause verabreden. Was die Mitarbeiter sich auch wünschen, ist mehr Transparenz und Autonomie, wenn sie von zuhause aus arbeiten. Das heisst, gegenseitiges Vertrauen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer ist erforderlich, damit das Homeoffice-Prinzip langfristig gut funktioniert.

Das Gespräch führte Claudia Weber

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Familien während Corona: Arbeit und Kinderbetreuung belastet Frauen stärker als Männer

Medienmitteilung vom 18.06.2020

Eine vom Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann in Auftrag gegebene Studie gibt erste Antworten auf die Frage, wie sich die Arbeitsbelastung der Schweizer Bevölkerung während der Covid-19-Pandemie verändert hat. Die Befunde zeigen: Die zusätzlichen Betreuungspflichten aus Homeschooling und die Einschränkung der familienexternen Kinderbetreuungsmöglichkeiten ging bei den Befragten zu Lasten der Arbeitskapazität. Berufstätige Frauen waren davon stärker betroffen als berufstätige Männer.

Ob man in einem Haushalt mit Kindern lebt oder nicht, hat einen entscheidenden Einfluss auf die Arbeitsbelastung während der Covid-19-Pandemie. Das zeigt eine Studie von Sotomo, die vom Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann EBG in Auftrag gegeben wurde. Zudem macht sich ein deutlicher Unterschied zwischen den Geschlechtern bemerkbar.

Haushalte mit Kindern stärker belastet
Die Massnahmen des Bundesrates zur Eindämmung des Corona-Virus hatten insbesondere für Befragte mit betreuungspflichtigen Kindern einschneidende Folgen. Erwerbstätige sollten im Home-Office arbeiten, während der Schulunterricht ausgesetzt und die familienergänzenden Kinderbetreuungsmöglichkeiten eingeschränkt wurde. Rund ein Viertel bis knapp ein Drittel der Befragten, die mit Kindern unter 16 Jahren zusammenleben, gaben an, wegen Homeschooling und Kinderbetreuung weniger Kapazitäten für die Erwerbstätigkeit zu haben. Befragte ohne betreuungspflichtige Kinder im Haushalt gaben häufiger an, keine Veränderung in ihrer Arbeitsbelastung festzustellen.

Das soziale Milieu spielt eine grosse Rolle: Je besser gebildet, desto grösser die empfundene Einschränkung der Arbeitskapazität. Eltern mit weniger hohem Bildungsstand üben häufiger Tätigkeiten aus, die nicht vom Homeoffice aus erledigt werden können und haben entsprechend weniger Möglichkeiten, zu Hause Homeschoolings und Kinderbetreuung zu leisten. 

Frauen haben weniger Zeit für Erwerbsarbeit als Männer
Die Studie liefert Ergebnisse, die mit internationalen Studien im Einklang stehen: Frauen und Männer werden durch Krisen unterschiedlich getroffen. Die zusätzliche Belastung durch Homeschooling und Kinderbetreuung lastet dabei stärker auf den Schultern von Frauen als von Männern. Während die Schulen geschlossen und familienergänzende Kinderbetreuungen eingeschränkt waren, gaben auch in der Schweiz mehr Frauen als Männer an, dass sie weniger Kapazitäten für ihre Erwerbsarbeit hätten. Allerdings empfanden Frauen und Männer mit betreuungspflichtigen Kindern den erhöhten Kinderbetreuungsaufwand mental als gleichermassen belastend. Am meisten stellten gutgebildete Frauen eine verminderte Arbeitskapazität fest.

Spannungen und Konflikte
Die Krise hatte Auswirkungen auf die Stimmung in den Haushalten. Ungefähr jede fünfte befragte Person gab an, zu Hause mehr Spannungen und Konflikte zu erleben als vor der Pandemie. Über die Zeit betrachtet, stieg der Anteil der Männer, die zu Hause mehr Spannungen und Konflikte wahrnahmen, etwas an, während er bei den Frauen mit der Zeit etwas abnahm.

Die Analyse basiert auf den Daten des SRG-Corona-Monitors. Die Umfrage erfolgte in vier Befragungswellen zwischen dem 22. März und 8. Juni 2020. Im Durchschnitt beteiligten sich jeweils rund 30'000 Personen an einer Befragung.

Die Studie erlaubt eine erste Einordnung der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Schweizer Bevölkerung und den Einfluss auf das Erwerbs- und Familienleben. Gemeinsam mit dem Policy Brief der wissenschaftlichen Covid-19-Taskforce des Bundes bildet sie eine Grundlage für die Ausgestaltung der Strategie Gleichstellung, die der Bundesrat im Rahmen der neuen Legislaturplanung verabschiedet hat.

Studie Sotomo

Wie Teilzeit für Väter zur Normalität werden kann

Ein Beitrag erschienen am 15.06.2020 auf www.merkur.de

Viele Väter wünschen sich Zeit für ihre Kinder. In der Realität tun sie sich damit schwer. Nicht einmal die Hälfte geht in Elternzeit, wenige arbeiten in Teilzeit. Wie lässt sich das umkrempeln?

Berlin (dpa/tmn) - Schnell waren sich Kai Behrens und seine Partnerin einig: Bei ihrem ersten Kind wollen sie die 14 Monate Elternzeit gleichberechtigt aufteilen. "Für mich war der Hauptgrund, dass ich Zeit mit dem Kind verbringen möchte", sagt der 42-Jährige, der in Berlin als Controller bei einer Software-Firma arbeitet.

Nach 20 Jahren im Beruf freue er sich, eine Zeit lang ganz andere, neue Aufgaben zu übernehmen. Außerdem, fügt er hinzu, werde die Auszeit nichts an seiner beruflichen Situation ändern. "Es ist nicht so, dass ich mir damit etwas verbauen würde." Genau davor aber haben viele Männer Angst.

"Eine berechtigte Sorge", sagt Karin Schwendler. Sie ist Leiterin des Bereichs Frauen- und Gleichstellungspolitik bei der Gewerkschaft Verdi. Elternzeit und Teilzeit seien immer noch "Karrierekiller". Zwar gebe es in vielen Jobs Möglichkeiten, die Arbeitszeit zu reduzieren. Auch zeigten Umfragen, dass mehr Väter in Teilzeit arbeiten möchten. "Trotzdem sind viele Männer noch zögerlich", so die Gewerkschafterin.

Finanzielle Gründe spielen eine Rolle

Zwar steigt die Zahl der Männer, die Elternzeit nehmen - trotzdem sind sie noch in der Minderheit. Laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) lag der Anteil 2016 bei 37 Prozent. Von den Männern, die 2018 Elterngeld bezogen, taten dies 72 Prozent nur in Höhe des Minimums von zwei Partnermonaten. Vor allem aus finanziellen Gründen würden sich Väter zurückhalten, zeigt eine DIW-Studie von 2019.

Auch in seinem Freundeskreis nehmen die meisten Männer nur die zwei sogenannten "Vätermonate", um die Bezugszeit zu verlängern, erzählt Kai Behrens. Immer noch sei die Idee verbreitet, dass Väter in den ersten Lebensmonaten des Kindes kaum etwas beitragen können. "Aber ich denke, dass Bindung auch zum Vater wichtig ist - gerade in dieser Zeit", so Behrens.

Neben Rollenvorstellungen spielten finanzielle Fragen eine Rolle. Immer noch können viele Familien eher auf das Einkommen der Frauen verzichten. "Meistens haben die Väter das höhere Einkommen", bestätigt Wido Geis-Thöne, Experte für Familienpolitik am Institut der deutschen Wirtschaft. Dass sich Väter Sorgen um die Karriere machen, sei berechtigt, so Geis-Thöne. Aufstiegschancen würden sich in der Regel durch die Elternzeit reduzieren.

Männer arbeiten kaum in Teilzeit

"Man muss fürchten, dass man nicht für voll genommen wird, wenn man nicht mehr rund um die Uhr arbeiten kann", sagt Brigitte Dinkelaker. Sie leitet das Projekt "Vereinbarkeit von Familie und Beruf gestalten" des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB). Der Anteil der Väter, die in Teilzeit arbeiten, liege nur bei etwa sechs Prozent.

Oft seien es nicht Vorgesetzte, sondern Kolleginnen und Kollegen, die Probleme mit Teilzeitlösungen oder Elternzeitansprüchen hätten, sagt Geis-Thöne. Denn häufig müssen sie die weggefallene Arbeitsleistung auffangen. In Teams, in denen auch Frauen arbeiten, sei es in der Regel auch für Männer leichter, erklärt er. Dort sei die Erfahrung mit Vereinbarkeitsfragen größer.

Domino-Effekt nutzen

"Wenn die Männer erst mal deutlich machen, was sie wollen und Elternzeit und Elterngeld beantragen, dann entsteht schnell ein Domino-Effekt", sagt Dag Schölper. Er ist Geschäftsführer des Bundesforum Männer, das sich als Interessenverband für eine gleichstellungsorientierte Männerpolitik einsetzt. Sobald immer mehr Männer in Teilzeit arbeiten, werde das irgendwann zur neuen Normalität. Noch aber ist es nicht so weit.

Die Idee des Vaters als Ernährer sei noch immer gesellschaftlich stark verankert, so Schölper. "Nach wie vor ist es nicht wirklich üblich, dass man als Mann Familienverantwortung auch durch Anwesenheit, Fürsorgetätigkeiten und Hausarbeit beweist", erklärt er.

Auch Brigitte Dinkelaker glaubt, dass Rollenvorstellungen eine wichtige Rolle spielen. Familienfreundliche Schichtpläne, flexible Arbeitszeiten, Aufstiegsmöglichkeiten in Teilzeit, geregelte Kinderbetreuung oder auch das Recht auf Rückkehr zur Vollzeitarbeit würden es Männern wie Frauen einfacher machen, Beruf und Familie zu vereinbaren.

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8 erfreuliche Dinge, die seit dem Frauenstreik 2019 passiert sind

Ein Beitrag erschienen am 12.06.2020 auf www.watson.ch

Vor genau einem Jahr waren landesweit hunderttausende Frauen auf der Strasse und standen für ihre Rechte und die Gleichstellung ein. Seither hat sich bei ihren Forderungen etwas getan – ein Überblick. Sie demonstrierten für gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit, bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, für mehr Respekt und gegen sexualisierte Gewalt. Am Frauenstreik vor einem Jahr sind hierzulande 500'000 Frauen (und Männer) für ihre Forderungen auf die Strassen. Auch heute, zwölf Monate später, wird wieder Lärm gemacht. Denn: «Bei der Lohngleichheit hat sich nichts getan, ebenso wenig bei Arbeitsbedingungen, bei der unbezahlten Arbeit», heisst es auf der nationalen Webseite des Frauenstreiks. Dass die Gleichstellung von Mann und Frau in der Schweiz noch immer nicht am Ziel ist, zeigen zahlreiche Statistiken. Doch wo ist es im vergangenen Jahr dennoch, wenn auch nur minimal, vorwärts gegangen? Eine Auswahl im Überblick:

Noch nie so viele Frauen im Parlament

Wenige Monate nach dem Frauenstreik standen die Nationalrats- und Ständeratswahlen an. Die Hoffnung auf eine stärkere Vertretung von Frauen in der grossen und kleinen Kammer war gross. Und der Coup gelang: Noch nie wurden so viele Frauen in den Nationalrat gewählt. Der Frauenanteil stieg auf den Höchstwert von 42 Prozent. Im Ständerat hat sich der Frauenanteil fast verdoppelt (von sieben auf zwölf Prozent). Obschon immer noch mehr als doppelt so viele Männer vertreten sind. Dieser «Frauenrutsch» war einerseits möglich, weil die Kandidatinnen auf besseren Listenplätzen aufgelistet waren. Dafür weibelte die Aktion «Helvetia ruft» bei den Parteien und konnte vermutlich gleichzeitig auch Wählerinnen, die bisher eine tiefere Wahlbeteiligung aufwiesen als Männer, animieren, ihre Stimme den Frauen zu geben.

Noch nie waren so viele Frauen an der Spitze der Wirtschaft

Der Männeranteil in 100 Geschäftsleitungen der grössten Schweizer Unternehmen im Jahr 2020 liegt bei 90 Prozent. Auch wenn er noch weit von einem ausgeglichenen Geschlechterverhältnis entfernt ist, erreichte der Anteil Frauen in Geschäftsleitungen dieser Unternehmen das erste Mal eine zweistellige Zahl von 10 Prozent. Im letzten Jahr waren es neun und davor sieben. Das ergab der «Schillingreport» des Personalberaters Guido Schilling. In neu 53 Prozent der Geschäftsleitungen hat es mindestens eine Frau. Eine Publikation des Bundesamts für Statistik zeigte diesen März, dass 2019 17,4 Prozent der befragten Frauen eine Vorgesetztenfunktion innehatten. 2018 waren es noch 16,7 Prozent. Fünf Tage nach dem letztjährigen Frauenstreik hat der Ständerat entschieden, dass sich börsenkotierte Unternehmen rechtfertigen müssen, wenn sie weniger als 30 Prozent Frauen im Verwaltungsrat und weniger als 20 in der Geschäftsleitung haben. Gemäss Schillingreport ist der Frauenanteil bei den Verwaltungsräten von 21 auf 23 Prozent gestiegen. Heute sitzen demnach 189 Frauen und 636 Männer in 90 untersuchten Verwaltungsräten.

Lohndifferenz gleicht sich (langsam) an

Im April dieses Jahres hat das Bundesamt für Statistik die Daten der Lohnstrukturerhebung 2018 veröffentlicht. Im Vergleich zu den Jahren 2016 (12 Prozent) und 2014 (12,5 Prozent) ist die Lohndifferenz auf 11,5 Prozent gesunken. Umso höher das Verantwortungsniveau ist, desto grösser ist auch der Lohnunterschied. So verdienten beispielsweise Frauen in Stellen mit hohem Verantwortungsniveau 8872 Franken brutto pro Monat, während Männer auf derselben Stufe 10'893 Franken erhielten, was einer Differenz von 18,6 Prozent entspricht. In den Tieflohnsegmenten von unter 4500 Franken ist der Frauenanteil mit 58,3 Prozent hoch, umgekehrt sind Frauen bei Löhnen über 16'000 Franken mit einem Anteil von weniger als 18 Prozent deutlich unterverteten. Seit dem 1. Juni 2020 ist das revidierte Gleichstellungsgesetz in Kraft. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber ab 100 Arbeitnehmenden müssen eine betriebsinterne Lohngleichheitsanalyse durchzuführen und diese durch eine externe Stelle überprüfen lassen. Das Ergebnis muss gegenüber den Mitarbeitenden und Aktionärinnen und Aktionären mitgeteilt werden. Bis Ende des nächstes Jahres muss die erste Lohnanalyse durchgeführt werden, bis spätestens Ende Juni 2023 muss das Ergebnis kommuniziert werden.

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