Bundesgericht setzt «klassische Hausfrau» unter Druck – zu früh?

Geschiedene sorgen für sich selber: Diesem neuen Ehebild des Bundesgerichts fehle aber noch der Rahmen, so Alliance F. Bislang gab es für Hausfrauen einen gewissen Schutz in Scheidungsprozessen. Wenn sie zum Beispiel 45 Jahre alt waren, muteten ihnen die Gerichte die Suche nach einer Arbeitsstelle nicht mehr zu. In der Regel musste dann der Ex-Mann für die entsprechenden Unterhaltszahlungen aufkommen. Doch solch pauschale Regelungen soll es nach dem Willen des Bundesgerichts nicht mehr geben: Jeder und jede soll nach einer Scheidung im Grundsatz für sich selber sorgen – ausser es gibt konkrete Gründe dagegen wie etwa die Betreuung von Kleinkindern.

männer.ch begrüsst den Trend

Markus Theunert von männer.ch, dem Dachverband der Schweizer Männer- und Väterorganisationen, lobt die jüngsten Bundesgerichtsurteile: Das Bundesgericht nehme einen gesellschaftlichen Trend auf und verstärke diesen. Er besage letztlich: Vor, während und nach der Ehe soll der Grundsatz gelten, dass sich zwei Menschen als Solidar- und nicht als Versorgungsgemeinschaft zusammenschliessen. Beide sollen also nach Möglichkeit berufstätig bleiben, betont Theunert. Das sei im Interesse von Männern wie Frauen und könne nach einer allfälligen Scheidung auch den häufigen Streit um Unterhaltszahlungen verhindern.

Alliance F mit Vorbehalten

Auch die Frauenorganisation Alliance F reagiert an sich positiv auf die Urteile des Bundesgerichts. Es gebe aber eine Diskrepanz zwischen dem modernen Ehebild des Bundesgerichts und dem realen Alltagsleben in der Schweiz, stellt Geschäftsführerin Sophie Achermann fest: «Wie begrüssen die Stossrichtung dieser Urteile. Wir würden es noch mehr begrüssen, wenn vorher die richtigen Rahmebedingungen gesetzt werden, damit Frauen nicht aus dem Arbeitsmarkt gedrängt werden, sobald sie Kinder bekommen.» Achermann hofft, dass die Urteile des Bundesgerichts jetzt auch die Politik unter Druck setzen. Damit mehr Massnahmen ergriffen würden für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Denn heute sei es für viele Frauen finanziell gar nicht attraktiv, nach der Familiengründung weiter berufstätig zu sein. Als wichtige Rahmenbedingung nennt Achermann eine bessere oder erschwinglichere familienergänzende Kinderbetreuung, also Kita-Plätze für alle. Weitere Lösungsmöglichkeiten sieht sie in einer Individualbesteuerung oder einer Elternzeit.

Schwieriger Wiedereinstieg

Klar ist: Wer sich als Hausfrau um die Kinder gekümmert hat, vielleicht auch Freiwilligenarbeit in Vereinen geleistet hat, aber nicht berufstätig war, könnte bald gezwungen sein, nach einer Scheidung auf Stellensuche zu gehen. Nicht immer ein leichtes Unterfangen, je nach Beruf, den jemand ursprünglich erlernt hatte. In einigen Branchen, etwa im Pflegebereich, hat man zwar auch nach jahrelangem Arbeitsunterbruch gute Chancen auf einen Wiedereinstieg, weil dort Mitarbeiterinnen händeringend gesucht werden. In vielen anderen Bereichen ist es aber wesentlich schwieriger nach ein paar Jahren Berufsabsenz wieder eine Stelle zu bekommen. Auch, weil ein jahrelanges Familienmanagement und die Betreuungsarbeit zu Hause von vielen Unternehmen nicht als eine Erfahrung angesehen werden, die auch im Berufsleben wertvoll sein könnte.

Weiterlesen - ein Beitrag von erschienen am 09.03.2021

Von wegen Gleichstellung: Frauen trifft die Krise härter

Die Corona-Krise droht, die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern zu verschärfen. Besonders Mütter leiden unter den Folgen der Pandemie.

Eigentlich hätte 2021 das Jahr der Frauen werden sollen. Die Einführung des Frauenstimmrechts jährt sich zum fünfzigsten, der grosse Frauenstreik zum dreissigsten, seine Wiederholung zum zweiten Mal – Meilensteine der ­feministischen Bewegung. Und morgen, 8. März ist Weltfrauentag. Dennoch haben Frauen derzeit besonders wenig zu feiern. Die ­faktische Gleichberechtigung ist längst nicht erreicht. Schlimmer noch: Es gibt Hinweise darauf, dass sich die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern durch die Corona-Krise verschärft.

«Es waren vermehrt Frauen, die ihre Arbeitszeit während der Pandemie reduziert ­haben»

Erste Studien deuten darauf hin, dass Frauen von der Krise stärker betroffen sind als Männer. So waren Schweizerinnen laut Bundesamt für Statistik im letzten Quartal 2020 etwa doppelt so häufig vom Verlust ihres Arbeitsplatzes be­troffen wie Männer. In erster Linie trifft die Ungleichheit – einmal mehr – die Mütter. Jene Frauen also, die auch unabhängig von der Pandemie ­einen Grossteil der unbe­zahlten Haus- und Betreuungs­arbeit leisten – und dafür Lohneinbussen, kleinere Renten und Mehrfachbelastungen in Kauf nehmen müssen. Die Krise verschärft dieses Ungleichgewicht zusätzlich. Insbesondere deshalb, weil Familien durch Schulschliessungen im Frühjahr, durch Kontaktbeschränkungen und den Ausfall ausserfamiliärer Betreuungsangebote auf sich allein gestellt waren. «Es waren vermehrt Frauen, die ihre Arbeitszeit während der Pandemie reduziert ­haben, um zu den Kindern zu schauen», sagt Regula Bühlmann, Beauftragte für Gleichstellungs- und Familienpolitik beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB).

Manche Unternehmen führten familienfreundliche Massnahmen ein

Lucia Lanfranconi, Gleichstellungsexpertin und Dozentin für Soziale Arbeit an der Hochschule Luzern, bestätigt das: «Mütter haben ihre eigenen Bedürfnisse im Lockdown zugunsten der Kinderbetreuung am stärksten eingeschränkt», sagt sie.

Zudem deutet eine noch unveröffentlichte, nicht ­repräsentative Umfrage darauf hin, dass sich Frauen mehr Sorgen um die Kinder machen. Die Studie, die Lanfranconi im Rahmen einer Untersuchung an der Hochschule Luzern durchgeführt hat, zeigt auch: Um Kinder zu betreuen, reduzierten Mütter im Homeoffice ihre Arbeitszeit während des Frühlingslockdowns 2020 rund doppelt so oft wie Väter: «Die ungleiche Betroffenheit vom Lockdown und der Pandemie kann generell längerfristige Folgen haben, weil die betroffenen Frauen jetzt wieder länger auf Jobsuche sind und mit eher kleinen Pensen einsteigen werden – was sich wiederum negativ auf Lohngleichheit und Gleichstellung auswirken könnte.»

Gleichzeitig bringt die Pandemie laut Lanfranconi Auswirkungen mit sich, die einen positiven Einfluss auf die Vereinbarkeit von Beruf und ­Familie haben könnten, also auch auf die Gleichstellung. So reduzierten viele Väter ihre Erwerbsarbeitszeit ebenfalls, manche Unternehmen führten familienfreundliche Massnahmen ein.

Zudem sei durch die Krise eine neue, untypische Situation entstanden: Gerade wenn die Frau in systemrelevanten Bereichen wie der Pflege tätig ist, ging sie zur Arbeit ausser Haus, während der Mann vielfach im Homeoffice war und gleichzeitig die Kinder betreute.

Verbesserung in Sachen Familienpolitik ist dringend

«Erste Studien deuten darauf hin, dass Männer mit Kindern im Haushalt unzufriedener waren und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie mittlerweile kritischer sehen als vor der Pandemie», sagt die Gleichstellungsexpertin: «Sie spürten plötzlich die Doppelbelastung, die sonst vor allem Frauen erleben, und verstehen dadurch deren Situation vielleicht etwas besser.» Auch dies sei ein möglicher positiver Effekt für den Kampf gegen die Ungleichheit.

Das sieht die SGB-Gleichstellungs­beauftragte Bühlmann genauso: «Die Pandemie hat gezeigt, dass es Zeit wäre, sowohl bezahlte als auch unbezahlte Arbeit, die vor allem Frauen erledigen, mehr wertzuschätzen und bessere Bedingungen zu schaffen.» Frauen seien von un­bezahlter Arbeit zu entlasten, indem die öffentliche Hand Betreuungs­angebote finanziere. Und indem bezahlte und unbezahlte Arbeit fairer auf die Geschlechter verteilt werde.

«Es ist zentral, dass diese Themen jetzt aufs Tapet kommen», betont Lucia Lanfranconi. «Es braucht dringend eine Verbesserung in ­Sachen Familienpolitik – auch unabhängig von der Krise!»

Weiterlesen - ein Beitrag von Dana Liechti erschienen am 08.03.2021 auf www.blick.ch

Coronavirus: Nicht mal Experten sind sich bei Homeoffice einig

Die Schweiz ist im Homeoffice – Segen oder Fluch? Die Meinungen gehen auseinander. Klar ist, dass das Homeoffice auch nach dem Coronavirus bleiben wird. Die Schweizer verbringen dreimal soviel Zeit im Homeoffice wie vor der Krise. In der Krise kann dabei die Produktivität sinken – aber nicht bei allen. Langfristig wird das Homeoffice deutlich verbreiteter bleiben.

Das Coronavirus hat unser Leben grundlegend verändert. Besonders tiefgreifend sind die Veränderungen im Arbeitsalltag: Viele Arbeitnehmer arbeiten seit Monaten von zu Hause aus – in manchen Unternehmen gilt seit einem Jahr das Homeoffice. Wie wirkt sich das auf unsere Leistungen aus? Ronnie Grob, Chefredaktor des «Schweizer Monat», sorgt sich in einem Nau.ch-Gastbeitrag um die Arbeitsmoral: «Vielleicht rauchen sie auch schon mal einen Joint am Nachmittag.» Als Folge prognostiziert er die Abwanderung von Arbeitsplätzen in Billiglohn-Länder. Nau.ch-Kolumnist Reda El-Arbi hält dagegen: Wenn Unternehmen Arbeitsplätze ausgliedern wollen, hätten sie das bereits vor der Krise getan. Das Thema «Homeoffice» bewegt die Schweizer – und auch die Wissenschaft und Wirtschaft. Diese kommen zu eigenen Schlüssen.

Studie: Mitarbeitende im Homeoffice 13 Prozent produktiver

Bereits vor der Krise beschäftigten sich immer mehr Unternehmen mit dem Thema Homeoffice. 2015 führte der chinesische Reiseanbieter «Ctrip» das Homeoffice als Pilotversuch ein. Begleitet wurde dies von einer Studie des renommierten Stanford-Wirtschaftsprofessors Nicholas Bloom. Der Versuch zeigte: Die Mitarbeitenden im Homeoffice waren rund 13 Prozent produktiver als jene, die im Büro arbeiteten. Und damit nicht genug – deutlich weniger Heim-Arbeiter kündigten ihren Job. Ausserdem konnten die Kosten für Büroräumlichkeiten gesenkt werden. Der Versuch zeigte sich für «Ctrip» so erfolgreich, dass das Unternehmen das – freiwillige – Homeoffice dauerhaft einführte.

Homeoffice-Pflicht verändert Rahmenbedingungen

Nicholas Bloom zog in seiner «Ctrip»-Studie ein äusserst positives Fazit. Dennoch zeigte er sich angesichts des Homeoffice in Zeiten des Coronavirus besorgt. Das Problem sei allerdings nicht einfach die mangelnde Arbeitsmoral. In der Zeitschrift «Stanford News» erklärte Bloom die signifikanten Unterschiede zum Homeoffice auf freiwilliger Basis. «Wir arbeiten von zu Hause aus, umgeben von unseren Kindern, in ungeeigneten Räumen und ohne Büro-Tage. Das wird ein Produktivitäts-Desaster für die Unternehmen.» Viele dürften inzwischen gut mit den Tücken des unfreiwilligen Homeoffice vertraut sein: Eltern müssen Kinderbetreuung und Arbeit vereinbaren. Wer kein Arbeitszimmer hat, arbeitet im Schlafzimmer. Nicht zuletzt könne auch soziale Isolation zum Problem werden: Die Hälfte der Mitarbeiter von «Ctrip» im Heim-Versuch kehrte freiwillig an den Arbeitsplatz zurück. «Sie berichteten, sich isoliert, einsam und deprimiert zu fühlen», so Bloom zu «Stanford News».

HR-Verband bezüglich Homeoffice optimistisch

Aufgrund des Coronavirus war 2020 ohnehin ein Krisenjahr. Ob und wie viel die Homeoffice-Pflicht zu den Verlusten der Wirtschaft beigetragen hat, ist nur schwer zu differenzieren. Ganz so düster wie Nicholas Bloom sieht es Stefan Emmenegger, Geschäftsführer des schweizerischen HR-Verbands, allerdings nicht. Natürlich brauche es eine gewisse Gewöhnungsphase, in der die Produktivität sinken könne. Aber: «Viele Arbeitnehmende haben sich mittlerweile gut an diese Arbeitsform gewöhnt, was sich entsprechend positiv auf die Produktivität auswirkte.»

ZKB-Studie: Homeoffice wird auch nach dem Coronavirus bleiben

Klar ist, dass das Homeoffice auch nach der Krise bleiben wird. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Zürcher Kantonalbank zum Geschäft der Kiosk- und Bahnhofsladen-Betreiberin Valora. Demnach ist die Verbreitung des Homeoffice im Vergleich zu Vorkrisen-Zeiten um 200 Prozent angestiegen: Schweizer Arbeitnehmer verbringen im Schnitt 1,5 Tage zu Hause. Der Trend zu mehr Homeoffice dürfte sich langfristig etablieren: Die Kantonalbank-Analysten erwarten, dass im Jahr 2022 rund 37 Prozent der Schweizer regelmässig Homeoffice machen. 2019 waren es nur 25 Prozent.

Die aktuelle Situation dürfte zu einem langfristigen Anstieg der Homeoffice-Akzeptanz sowohl bei Arbeitnehmern als auch bei Arbeitgebern führen: «Das Arbeiten im Office wird nach der Pandemie bei Weitem nicht auf das Level vor der Krise zurückkehren.» Dem stimmt auch Emmenegger zu: «Wir gehen davon aus, dass Homeoffice auch nach Corona als Arbeitsform bestehen bleibt.»

Weiterlesen - ein Beitrag von Jochen Tempelmann erschienen am 08.03.2021 auf www.nau.ch

«Gleichstellung ist hergestellt, wenn auch Männer Teilzeit arbeiten»

Letztes Jahr wurde in der Schweiz jede vierte Stelle im Topkader an eine Frau vergeben. Ist die Schweiz auf dem richtigen Weg oder gibt es noch Verbesserungspotenzial? Wie können Männer von Chefinnen profitieren? Wir klären die wichtigsten Fragen. Gemäss dem Schilling-Report sind Frauen in der Teppichetage auf dem Vormarsch. Insgesamt liegt der Frauenanteil in Geschäftsleitungen bei 13 Prozent. Wir haben nachgefragt, was Unternehmen tun können, um mehr Chefinnen anzulocken und wie auch Männer Frauen bei der Karriere helfen können.

Frauen sind in den Teppichetagen auf dem Vormarsch. Das zeigt der am Freitag erschienene Schilling-Report. Der Frauenanteil in den Schweizer Geschäftsleitungen liegt mittlerweile bei 13 Prozent. Im letzten Jahr wurde jede vierte freie Stelle in der Geschäftsleitung an eine Frau vergeben. Ist die Schweiz also auf dem richtigen Weg? Wo gibt es noch Verbesserungspotential? Warum haben viele Firmen noch immer keine Frau an der Konzernspitze? Die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Warum geht die Gleichstellung in der Chefetage nur schleppend voran?

«Meiner Meinung nach geht es nicht langsam», sagt Guido Schilling, Herausgeber des Schilling-Reports. «Im letzten Jahr waren fast ein Drittel der Neubesetzungen in Kaderpositionen Frauen. Das sind beeindruckende Zahlen, vor 15 Jahren wäre das nicht möglich gewesen.» Mandy Zeckra, Leiterin Recht und Vertragsvollzug bei der Gewerkschaft Syna, gibt sich dagegen weniger euphorisch: «Die neusten Zahlen zeigen einen Fortschritt, ein Erfolg ist es aber nicht.» Das Ziel, das Frauen selbstverständlich als Führungskräfte rekrutiert werden, sei noch lange nicht erreicht, momentan sind 87 Prozent der Geschäftsleitungsmitglieder Männer. «Das ist eine Überpräsenz.»

Was brauchen Frauen, damit Sie die Karriereleiter erklimmen können?

«Frauen brauchen Rahmenbedingungen, die ihnen entsprechen, um sie nachhaltig zu integrieren. Das heisst zum Beispiel planbare Arbeitstage und keine Open End-Sitzungen um 18 Uhr», sagt Guido Schilling. Und es müsse möglich sein, dass Frauen in Teilzeitpensen arbeiten können, wenn sie kleine Kinder haben, ohne dafür auf Karrierechancen verzichten zu müssen. Eine Kinderbetreuung im Unternehmen würde Familien auch entlasten, sagt Zeckra.

Sollten auch Männer von diesen Anstellungsbedingungen profitieren können?

Unbedingt, sagt Mandy Zeckra. «Unternehmen müssen verstehen, dass sie Frauen nicht isoliert betrachten dürfen, sondern bessere Bedingungen für Familien schaffen müssen.» Gleichstellung sei erst hergestellt, wenn auch Männer in Teilzeitpensen arbeiten. Gemäss den neusten Zahlen des Bundesamts für Statistik haben 2017 nur 18 Prozent aller Männer Teilzeit gearbeitet, bei den Frauen waren es mit 29 Prozent fast jede Dritte. In Führungspositionen ist Teilzeit wenig verbreitet, nur gerade 22 Prozent aller Beschäftigten im Topkader arbeiten nicht Vollzeit.

Wie können Männer Frauen helfen, beruflich weiterzukommen?

Männer müssen realisieren, dass Frauen die Kultur in einem Gremium verändern. «Es muss auch dafür gesorgt werden, dass sich Frauen in Männergremien wohl fühlen», sagt Guido Schilling. In rein männlichen Gremien verhalten sich die Männer nach eigenen Spielregeln. Da brauche es eine neue Kultur. Das sieht auch Mandy Zeckra so. «Wenn man so fortfährt wie bisher, ziehen die bisherigen Männer neue Männer an, die gleich funktionieren.»

Wieso haben 42 Prozent der Unternehmen noch immer keine Frau in der Geschäftsleitung?

«Die Motivation, Frauen zu fördern und einzustellen, muss vom obersten CEO kommen», sagt Guido Schilling. «Da müssen bewährte Denkmuster aufgebrochen und viel in die Rekrutierung und Förderung von Frauen investiert werden.» Diese Arbeit zahle sich aus, denn Frauen bieten mit ihrer anderen Art, Fragestellungen anzugehen, einen substanziellen Mehrwert in jedem Gremium. «Ein Teil der Unternehmen erkennt das leider sehr spät», so Schilling.

Weiterlesen - ein Beitrag von Janine Gloor erschienen am 06.03.2021 auf www.20min.ch

Noch nie sind so viele Frauen Chefin geworden

Die Schweizer Wirtschaft hat vorwärts gemacht: Der heute erschienene Schilling-Report weist rekordhohe Anteile bei Frauen in der Geschäftsleitung aus. Doch bis zur Gleichstellung ist es noch ein weiter Weg, 42 Prozent aller Firmen haben keine Frau in der Chefetage.

  • Die Gleichstellung von Frauen in Topkadern ist in eine neue Phase gekommen.

  • Letztes Jahr sind so viele Frauen wie noch nie Chefin geworden.

  • Die Frauen übernehmen in den Führungsgremien mehr operative Rollen.

  • Bis Ende 2030 soll die vom Bund geforderte Gleichstellung erreicht werden.

Noch nie waren so viele Frauen in Chefpositionen: Der heute veröffentlichte Schilling-Report vermeldet einen rekordhaften Anstieg von Frauen in Geschäftsleitungen. Während letztes Jahr die 10-Prozent-Marke geknackt wurde, sind es nun bereits 13 Prozent. Im öffentlichen Sektor sind es mit 21 Prozent deutlich mehr. Der Verfasser des Reports, Guido Schilling, Headhunter für Topkader, spricht von einem Vormarsch der Frauen. Die grössten Arbeitgeber haben zuletzt jede vierte vakante Geschäftsleitungsposition mit einer Frau besetzt. Der Bund ist diesem Wert schon weit voraus, dort wurde die Gleichheit bei der Anstellung bereits erreicht: Die Hälfte aller Stellen im Topkader wurde an Frauen vergeben. Bei den Kantonen waren es nur 27 Prozent. Nach vielen Jahren mit schleppender Entwicklung ist nun etwas Bewegung in die Gleichstellung von Mann und Frau in Chefpositionen gekommen. Der Bund fordert 20 Prozent Frauen in den Geschäftsleitungen bis Ende 2030. Gemäss Guido Schilling dürfte dieses Ziel erreicht werden.

Die Gleichstellung in Kaderpositionen ist für Schilling ein Generationenprojekt. Nun ist es in der nächsten Phase angekommen. Die Frauen, die jetzt Chefinnen werden, wurden von ihren Unternehmen gezielt auf diese Rolle vorbereitet. «Die zukunftsorientierten Unternehmen schaffen bereits konsequente Voraussetzungen, um den Frauen attraktive Perspektiven zu ermöglichen», so Schilling.

Doch noch immer haben viele Firmen gar keine Frauen in der Geschäftsleitung, gemäss dem Schilling-Report sind das 42 Prozent aller Unternehmen. Das sind fünf Prozent weniger als letztes Jahr. Diese seien jetzt gefordert.

Frauen übernehmen Führungsfunktionen im Kerngeschäft

Der Schilling-Report hat bei den neuen Chefinnen noch eine wichtige Veränderung festgestellt: Noch nie wurden in den Geschäftsleitungen der Privatwirtschaft so viele Frauen in eine sogenannte Core-Business-Funktion berufen: 52 Prozent der aufgestiegenen Frauen sind in ihrer neuen Position direkt für den Umsatz und das Ergebnis verantwortlich. Das ist ein deutlicher Anstieg. Bei den bestehenden weiblichen Geschäftsleitungsmitgliedern sind knapp zwei Drittel der Frauen für Service-Funktionen wie etwa Human Resources oder Legal zuständig. Nun sind immer mehr Frauen in Führungsfunktionen für das Kerngeschäft des Unternehmens verantwortlich.

Weiterlesen - ein Beitrag erschienen am 05.03.2021 auf www.20min.ch

 

Familienergänzende Kinderbetreuung: Bundesrat beantragt Krediterhöhung

Die 100 Mio. Franken, die für das Förderprogramm des Bundes für familienergänzende Kinderbetreuung gesprochen wurden, reichen nicht. Wegen der vielen Gesuche der Kantone um eine Bundesbeteiligung ist der zur Verfügung gestellte Kredit überschritten worden. Um die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit zu fördern, hat der Bundesrat an seiner Sitzung vom 5. März 2021 beschlossen, dem Parlament eine Erhöhung des Kredits um 80 Millionen Franken zu beantragen.

Der Bund kann seit dem 1. Juli 2018 gestützt auf das Bundesgesetz über Finanzhilfen für familienergänzende Kinderbetreuung (KBFHG, SR 861) jene Kantone und Gemeinden während drei Jahren mit Finanzhilfen unterstützen, welche die Kosten der Eltern für die familienergänzende Kinderbetreuung senken. Zudem kann er Projekte fördern, mit denen Betreuungsangebote besser auf die Bedürfnisse berufstätiger Eltern ausgerichtet werden. Diese zwei neuen Finanzhilfen sind auf 5 Jahre befristet, d.h. sie enden am 30. Juni 2023.

Die für die Finanzhilfen nötigen Mittel wurden von der Bundesversammlung in Form eines 5-jährigen Verpflichtungskredits in der Höhe von 96,8 Mio. Franken bereitgestellt. Die Nachfrage nach den neuen Finanzhilfen ist so hoch, dass der zur Verfügung stehende Verpflichtungskredit nicht ausreicht. Bisher haben 11 Kantone ein Gesuch eingereicht, mit denen Finanzhilfen in der Höhe von rund 125 Mio. Franken beantragt werden. Weitere Gesuche sind in Vorbereitung. Deshalb hat der Bundesrat beschlossen, dem Parlament eine Krediterhöhung um 80 Millionen Franken zu beantragen, so dass alle Gesuche bewilligt werden können und eine Gleichbehandlung aller Kantone gewährleistet ist.

Die Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit ist prioritäres familienpolitisches Ziel des Bundesrates. Wegen der – auch im internationalen Vergleich – tiefen Subventionen der öffentlichen Hand sind die Betreuungskosten für erwerbstätige Eltern in der Schweiz hoch und belasten die Familienbudgets über Gebühr. Daraus resultiert ein starker Abhalteeffekt für Zweitverdienende (meistens die Mütter), erwerbstätig zu sein oder das Erwerbspensum zu erhöhen. Die Senkung der Betreuungskosten für erwerbstätige Eltern ist deshalb ein effektives Instrument, die Vereinbarkeit zu fördern und den Fachkräftemangel zu bekämpfen.

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