Das sind die beliebtesten Arbeitgeber der Schweiz

Die Rangliste der beliebtesten Arbeitgeber der Schweiz wurde gehörig durchgemischt. Gleich zehn Firmen haben es neu in die Top 20 der Randstad-Awards geschafft. Worauf die Arbeitnehmer besonders wert legen.

Bei der Wahl des attraktivsten Arbeitgebers der Schweiz wurden in diesem Jahr die Karten gründlich gemischt: So stehen in den Top 20 der Awards von Personaldienstleiter Randstad zehn neue Unternehmen. Platz eins und damit die Krone für den attraktivsten Arbeitgeber der Schweiz 2022 geht an Rolex, Luxusuhrenhersteller und Sponsor der French Open in Paris. Gefolgt von einer weiteren Uhrenmanufaktur, Patek Phillippe Geneve und dem Premium-Schoggi-Hersteller Lindt & Sprüngli auf Platz drei. Google verlor den Podestplatz und landet vor der Flughafen Zürich AG auf Platz 4. Die jährliche Randstad-Award-Verleihung zum attraktivsten Arbeitgeber der Schweiz gibt es bereits seit neun Jahren. Am Dienstagabend fand die Preisverleihung statt. Neu im Ranking sind neben Google die Pilatus Flugzeugwerke AG, Raiffeisen, HP, SR Technics, Roche, Swisscom, KPMG, Siemens und Richemont. Die Swiss landet trotz regelmässiger Kritik aufgrund der Arbeitsbelastung der Kabinen-Crews auf einem guten Platz 7.

Flexible Arbeitsmodelle immer wichtiger

Aufgrund der Covid-19-Krise ist insbesondere das Bedürfnis nach flexiblen Arbeitsmodellen enorm gestiegen. Hier zeichnen sich die Gewinner besonders aus. «Meine Erfahrung zeigt, dass nicht nur die räumliche Flexibilität, sondern auch die zeitliche Flexibilität sowie die vertragliche Flexibilität sehr wichtig geworden sind», so Bernhard Hänggi, CFO Randstad Schweiz. Doch auch trotz Krisenzeiten: Die wichtigsten Einflussfaktoren für Arbeitnehmende bei der Wahl des Arbeitgebers blieben in den letzten neun Jahren weitgehend stabil. So blieben Lohn, angenehme Arbeitsatmosphäre, Jobsicherheit und Work-Life-Balance ohne grosse Veränderung am wichtigsten.

Arbeitnehmer legen Wert auf Firmenruf

Neben der Verleihung des Awards wurden unerwartete Entwicklungen der Randstad Employer Brand Studie präsentiert und in einer spannenden Podiums-Runde aktuelle Talent Trends diskutiert. Veränderungen gab es dafür an anderen Punkten. Der gute Ruf ist der heimliche Gewinner des Randstad Awards, dieser Faktor hat über die Jahre am stärksten an Bedeutung gewonnen. «Der gute Ruf ist also wichtiger denn je bei der Wahl des Arbeitgebers. Durch den aktuellen Arbeitnehmermarkt könnte es sein, dass sich Talente erlauben, wählerischer zu sein», erklärt Susanne Beer, HR Director Randstad Schweiz diese Entwicklung. «Stichwort Employer Branding: Ein höherer Bekanntheitsgrad ist mehr denn je ein wesentlicher Türöffner.»

Manager der alten Schule haben ausgedient

Am meisten an Relevanz verloren hingegen haben zwei Punkte: Dass der Betrieb finanziell gesund ist und die neusten Technologien einsetzt. «Dass die finanzielle Sicherheit eines Unternehmens nicht mehr als so wichtig erachtet wird, könnte daran liegen, dass Talente selbstsicherer geworden sind im Hinblick darauf, schneller wieder einen neuen Job zu finden», meint Susanne Beer. Was das Thema neuste Technologien angeht, so waren sich auch die Teilnehmer der Paneldiskussion einig: «Es ist kein ausschlaggebender Faktor mehr, da es schlicht ein Muss geworden ist für Unternehmen, Technologie einzusetzen, eine gute ICT-Infrastruktur zu haben», schätzt Bruno Zanella, Head of Human Resources bei der Flughafen Zürich AG, die Veränderung ein. Zudem ist eine neue Managementkultur gefragt. «Teams brauchen Führung, mehr denn je. Aber eben nicht mehr den Manager alter Schule, sondern einen Leader, der die Menschen wirklich versteht, Potenziale erkennt, motiviert und inspiriert», erwiderte Dr. Josef Frischeisen, geschäftsführender Partner bei The Transformation Group auf die Frage.

Weiterlesen - ein Beitrag von Martin Schmidt erschienen am 01.06.2022 auf www.blick.ch

 

 

Covid-Massnahmen treffen Frauen härter als Männer

Geschlossene Schulen, geschlossene Restaurants und Home-Office-Pflicht: Die staatlichen Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus belasteten Frauen mit Kleinstpensen, Haushalte mit tiefen Einkommen und Hausangestellte am stärksten.

Während der Pandemie haben sich die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern verstärkt. Das ist das Resultat einer Analyse, die die Eidgenössische Kommission für Frauenfragen (EFK) in Auftrag gegeben hat. Das Resultat entspricht den bereits während der Pandemie formulierten Erwartungen: Die Schliessung von Betreuungs- und Bildungseinrichtungen belastete Frauen mehr als Männer. Das Massnahmenregime führte dazu, dass die geschlechtsspezifische Arbeits- und Familienbelastung noch stärker zuungunsten der Frauen umverteilt wurde. Denn es waren primär die Frauen, die auf die Krise reagierten, indem sie mehr Kinderbetreuungsaufgaben übernahmen und ihre Erwerbstätigkeit reduzierten. Müttern von kleinen Kindern setzte zudem die Home-Office-Pflicht zu. Laut Studie verschärfte sie die Vereinbarkeitskonflikte der Betroffenen zusätzlich.

Weiterlesen - ein Beitrag erschienen am 24.05.2022 auf www.nzz.ch

Verschärfte Geschlechterungleichheiten während der Pandemie: Studie und Empfehlungen der Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen EKF

Der Höhepunkt der Covid-19-Pandemie ist vorbei, im April wurde die «besondere Lage» aufgehoben. Es ist Zeit, Bilanz zu ziehen, auch aus Geschlechterperspektive. Die Eidgenössische Kommission für Frauenfragen EKF hat die Einschränkungen und Unterstützungsmassnahmen des Bundes einer Geschlechteranalyse unterzogen und Empfehlungen formuliert.

Bereits zu Beginn der Pandemie zeigte sich, dass Frauen und Männer unterschiedlich von der Krise betroffen waren. Berufsfelder mit hohen Frauenanteilen wie Pflege oder Kinderbetreuung wurden über Nacht als systemrelevant erkannt. Schulschliessungen und Home-Office forderten etablierte familiäre Care-Arrangements heraus. In dieser Situation gab die Eidgenössische Kommission für Frauenfragen EKF beim Büro BASS
eine Gender-Impact-Analyse in Auftrag. Gefragt wurde, wie sich Schutzmassnahmen und Bundeshilfen auf die Erwerbs- und Familienarbeit auswirkten. Welche Effekte hatte die Pandemie auf Beschäftigung, Einkommen und familiäre Arbeitsteilung? Haben Frauen und Männer gleichermassen von den Bundeshilfen profitiert? Antworten liegen jetzt mit der Studie «Genderspezifische Effekte der staatlichen Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus Covid-19» vor. Ziel ist es, Lehren und Empfehlungen für künftige Krisen abzuleiten.

Die Massnahmen verstärkten geschlechterspezifische Schieflagen
Untersucht wurde einerseits die Wirkung einschränkender Massnahmen wie Kita- und Schulschliessungen oder Home-Office-Pflicht auf Männer und Frauen. Wie für andere Länder gilt auch für die Schweiz: Die Schliessung von Betreuungs- und Bildungseinrichtungen verstärkte die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung. Frauen übernahmen mehr Kinderbetreuung und reduzierten ihre Erwerbstätigkeit. Zudem verschärfte die
Home-Office-Pflicht zum Teil Vereinbarkeitskonflikte, insbesondere wenn die Rahmenbedingungen nicht geregelt waren und gleichzeitig Kinder betreut werden mussten.

Frauen in Kleinstpensen, Haushalte mit tiefen Einkommen und Beschäftigte in Privathaushalten sind die Verliererinnen der Pandemie
Dank der guten wirtschaftlichen Lage und weil der Bund umgehend Finanzhilfen beschloss, konnten in der Schweiz viele Stellen erhalten werden. Dennoch ging die Beschäftigung in einigen Branchen stark zurück. Das Gastgewerbe war von diesem Rückgang besonders betroffen. Am stärksten zurückgegangen ist das Arbeitsvolu­men bei Frauen mit Arbeitspensen unter 50 Prozent. Den Finanzhilfen ist zudem zu verdanken, dass das generelle Lohnniveau nicht sank. Trotzdem zeigen vertiefte Analysen, dass sich die Lage am unteren Ende der Einkommen zuspitzte. Vor allem Haushalte mit tiefen Einkommen und damit überdurchschnittlich viele Frauen verdienten weniger. Die Untersuchung der staatlichen Geldflüsse zeigt auch, dass weniger Hilfen in Form von Kurzarbeitsentschädigung und finanziellen Hilfen an Betriebe in die Branche der «sonstigen Dienstleistungen» flossen als erwartet. Dazu gehören persönliche Dienstleistungen wie Coiffeur- und Kosmetiksalons mit einem hohen Frauenanteil an den Beschäftigten. Für Selbständige stand Covid-Erwerbsersatz zur Verfügung. Doch es ist zu vermuten, dass Solo-Selbständige mit Teilzeitpensum das festgesetzte Mindesteinkommen nicht immer erreichten und ihnen dann der Zugang zu den Hilfen verwehrt blieb. Prekär war die Covid-19-Krise aber vorab für Erwerbstätige, die von den Covid-Hilfen ganz ausgeschlossen waren. Dies traf speziell auf Beschäftigte in privaten Haushalten zu. Fast 90 Prozent davon sind Frauen, oft mit sehr tiefen Einkommen und unsicherem Aufenthaltsstatus. Sie wurden nicht unterstützt, sondern einfach an die Arbeitslosenversicherung verwiesen, obwohl sie in der Pandemie zu den besonders vulnerablen Gruppen gehörten.

Entscheidende Daten fehlen
Einmal mehr hat man es beim Pandemiemanagement verpasst, von Beginn weg geschlechtersegregierte Daten zu erheben. Bei der Kurzarbeit beispielsweise, mit 13 Milliarden bis 2021 die wichtigste Unterstützungsmassnahme des Bundes, wissen wir heute nicht genau, wie viele Frauen bzw. Männer Gelder erhalten haben. Dies erschwert nicht nur die Analyse, sondern auch das Ableiten von Lessons learnt und geschlechterspezifischen Massnahmen für künftige Krisen.

Gleichstellung macht die Gesellschaft resilient
Dass die Pandemie-Massnahmen Geschlechterungleichheiten verschärft haben, lag zu einem wesentlichen Teil daran, dass sie auf bereits bestehende Schieflagen trafen. Jetzt ist die Zeit, das Geschlechterverhältnis in eine gute Balance zu bringen. Dazu sollen die Empfehlungen der EKF beitragen. Denn je gleichberechtigter eine Gesellschaft ist, desto resilienter ist sie auch gegenüber Krisen.

Die EKF sieht neben den spezifischen Forderungen auch ganz grundsätzlich den Bund in der Pflicht, die Gleichstellung der Geschlechter voranzutreiben, gleichstellungspolitische Expertise bei Krisen von Beginn weg einzubeziehen und Daten geschlechtersegregiert zu erheben und
auszuwerten.

Erkenntnisse und   Empfehlungen auf einen Blick

1 Kita und Schulschliessungen beeinträchtigen die Erwerbsintegration von Müttern
Familien- und schulergänzende Kinderbetreuung sowie deren Finanzierung durch die öffentliche Hand ausbauen und den Betrieb in Krisen aufrechterhalten

2 Home-Office-Pflicht kann Vereinbarkeitskonflikte verstärken
Rahmenbedingungen für Home-Office definieren und Care-Arbeit egalitär verteilen

3 Entwicklung der Beschäftigung: Teilzeitbeschäftigte besonders betroffen
Erwerbsintegration von Frauen stärken und Anrecht für Eltern auf eine Pensenreduktion nach der Geburt eines Kindes mit Rückkehrrecht auf das ursprüngliche Pensum einführen

4 Entwicklung der Einkommen: Tieflohnbeziehende besonders betroffen
a) Nachqualifizierung von Frauen gezielt fördern
b) Tieflohnarbeit aufwerten und im Krisenfall besseren Lohnschutz gewähren
 
5 Zugang zu Unterstützungsmassnahmen: Persönliche Dienstleistungen untervertreten 
Bedürfnisse von Kleinunternehmen in frauentypischen Branchen berücksichtigen

6 Lücken im Auffangnetz: Beschäftigte in privaten Haushalten 
Spezifische Unterstützung für Beschäftigte in privaten Haushalten anbieten

7 Wirkung der Kurzarbeitsentschädigungen: Entscheidende Daten fehlen
Geschlechterspezifische Daten erheben und auswerten

8 Geschlechterungleichheiten haben sich in der Pandemie verstärkt
Kriseninterventionsmassnahmen geschlechtergerecht gestalten

9 Massnahmen treffen auf bereits bestehende Schieflagen
Mit mehr Gleichstellung die Resilienz von Wirtschaft und Gesellschaft stärken 
  
Studie
Heidi Stutz, Severin Bischof und Lena Liechti: Genderspezifische Effekte der staatlichen Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus Covid-19, Büro für arbeits- und sozialpolitische Studien BASS, XXI,107 S., Bern, Mai 2022.

Empfehlungen
Eidgenössische Kommission für Frauenfragen EKF: Empfehlungen zur Studie «Genderspezifische Effekte der staatlichen Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus Covid-19», Mai 2022.

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Viele Paare unterschätzen, wie wichtig Geld in einer Beziehung ist

Über Geld sprechen viele Schweizerinnen und Schweizer nicht so gern – auch nicht in der Partnerschaft. Dabei ist Offenheit bei den Finanzen sehr wichtig, sagt die Paartherapeutin. Paare unterschätzen häufig, wie wichtig Geld in einer Beziehung ist, sagt die Zürcher Paarberaterin Margareta Hofmann. Im Interview erklärt sie, wann Geld zum Problem wird und wie Paare damit umgehen können. Zudem rät Hofmann dazu, bereits am Anfang einer Beziehung offen über Geld zu sprechen.

Wie wichtig ist Geld in Liebesbeziehungen?
Margareta Hofmann: «Sehr wichtig. Leider unterschätzen viele Paare das Thema. Dabei definieren wir über Geld unseren Lebensstandard, also wie wir leben und unsere gefühlte Lebensqualität. Denn Geld ist auch an emotionale Faktoren, wie etwa Status und Freiheit gebunden. Das spielt dann auch bei der Partnersuche eine Rolle. Also wer viel Wert auf Status legt, wird jemanden daten wollen, der Geld hat.»

Wann wird Geld in einer Partnerschaft zum Problem?
«Häufig wird die persönliche Einstellung zum Problem. Denn meistens geht eine Person grosszügig mit den Finanzen um, während die andere Person gerne spart und etwas zur Seite legt. Umso unterschiedlicher die Einstellung zu Geld ist, desto mehr Diskussionen entstehen. Einer der meistgehörten Vorwürfe ist dann: ‹Du gibst zu viel aus› oder ‹Du solltest weniger ausgeben›. Geld wird aber auch zum Problem, wenn es als Machtmittel benutzt wird.»

Also wenn eine Person bestimmt, wofür das Geld eingesetzt wird?
«Genau. Wenn diejenige Person, die mehr verdient, plötzlich bestimmt, wohin es in den Ferien geht und was eingekauft wird, führt das zu Spannungen. Hat jemand Existenzängste wird Geld ebenfalls zum Problem. Dafür muss man auch nicht arm sein. Es gibt Leute, die genug verdienen, aber sich sehr stark davor fürchten, arm zu werden.»

Was können Paare tun, wenn es Streit ums Geld gibt?
«Als Erstes sollte geklärt werden, welche Bedürfnisse hinter dem Thema Geld stehen. Also wenn man über Geld spricht, sollte man beim Thema bleiben und nicht mit Gefühlen vermischen. Sobald Themen wie Liebe mit Geld vermischt werden, entstehen Spannungen. Oft geht es nicht ums Geld an sich, sondern um das Bedürfnis nach Sicherheit oder Autonomie.»

Eine Leserin hat uns erzählt, dass sie ihr Freund nach einer Gehaltserhöhung verlassen hat, was sagen Sie dazu?
«Geld hat einen grossen Einfluss auf das Selbstwertgefühl. Wer unsicher ist und die Partnerin oder den Partner nicht auf Augenhöhe sieht, kann eine Lohnerhöhung verunsichern. Dann kommt es zu einer sogenannten narzisstischen Kränkung. Das Ego der Person ist verletzt. Eine Trennung ist dann reiner Selbstschutz. Natürlich kann es auch sein, dass hier alte gesellschaftliche Rollenbilder mitgespielt haben: Der Mann hatte möglicherweise unbewusst die Überzeugung, dass er mehr als seine Freundin verdienen muss.»

Sollten Paare also von Anfang an offen über Geld sprechen? 
«Wer es ernst meint und eine Beziehung führen will, sollte transparent sein, wenn es um die Finanzen geht. Gerade jüngere Leute unterschätzen das oft. Dabei läuft das Thema auch ohne, dass man darüber spricht, immer mit im Alltag. Immer wieder stellen sich Fragen wie, wer zahlt diesen Drink und wer lädt wen ein? Sprechen Paare das Thema Geld nicht an, führt das irgendwann zu Unklarheiten und es können Konflikte entstehen.»

Weiterlesen - ein Beitrag von Barbara Scherer erschienen am 23.05.2022 auf www.20min.ch

Mehr Fälle von Kindesmisshandlungen: Jetzt soll die gewaltfreie Erziehung im Gesetz verankert werden

Fachstellen verzeichneten im letzten Jahr einen Anstieg von Kindeswohlgefährdungen. Nun soll die gewaltfreie Erziehung im Gesetz festgeschrieben werden. In der Schweiz gibt es bis heute kein Gesetz, das jegliche Züchtigung von Kindern verbietet. Mitte-Nationalrätin Christine Bulliard Marbach will dies ändern: Sie hat einen Vorstoss zur gesetzlichen Verankerung gewaltfreier Erziehung eingereicht. Der Nationalrat hat bereits zugestimmt, nun liegt der Ball beim Ständerat.

So viele Fälle von Kindeswohlgefährdungen wie im letzten Schuljahr hat Sandra Geissler, Leiterin der Schulsozialarbeit der Stadt Bern, noch nie verzeichnet. Auch dieses Jahr seien es bereits «viele Fälle», wie Geissler zur «SonntagsZeitung» sagt. Der Anstieg sei mitunter der Pandemie geschuldet: «Die vergangenen zwei Jahre waren für viele Familien belastend, und gleichzeitig haben die Lehrpersonen weniger mitbekommen, wie die Situation zu Hause für manche Kinder ist.» In der Schweiz gibt es bis heute kein Gesetz, das jegliche Züchtigung von Kindern verbietet, wie die Zeitung feststellt. Eine strafrechtliche Verfolgung ist erst bei schweren Verletzungen möglich. «Das fehlende Verbot kommt einer gesetzlichen Erlaubnis gleich», sagt die Freiburger Mitte-Nationalrätin Christine Bulliard Marbach. «130’000 Kinder sind zu Hause von Gewalt betroffen.» 

Gesetz hätte «präventive Wirkung»

Buillard Marbach will deshalb die gewaltfreie Erziehung im Zivilgesetzbuch verankern und hat eine entsprechende Motion im Parlament eingereicht. Der Nationalrat hat dieser bereits zugestimmt. Tut es der Ständerat ebenso, könnte Züchtigung hierzulande bald erstmals verboten sein. Eine gesetzliche Verankerung der gewaltfreien Erziehung würde die Eltern nicht kriminalisieren, sondern hätte vor allem Signalwirkung, sagen Experten wie etwa Kinderschutz Schweiz. Dieser Ansicht ist auch Patrick Fassbind, Leiter der Kesb Basel-Stadt: «Blosse Ohrfeigen landen kaum bei der Kesb.» Allerdings hätte die gesetzliche Verankerung eine «nicht zu unterschätzende» präventive Wirkung. 

Weiterlesen - ein Beitrag erschienen am 22.05.2022 auf www.20min.ch

Erwerbsquote der 55- bis 64-Jährigen im Zehnjahresvergleich deutlich gestiegen

Zwischen 2011 und 2021 ist die Erwerbsquote in der Schweiz insgesamt um 1,6 Prozentpunkte auf 83,7% gestiegen, dabei haben die 55- bis 64-Jährigen stark zugelegt (+5,9 Prozentpunkte). Die Teilzeiterwerbstätigkeit hat bei den Männern zugenommen, während sie bei den Frauen stabil geblieben ist. 2021 teilten sich knapp 10% der teilzeiterwerbstätigen Arbeitnehmenden ihre Stelle mit einer anderen Person (Jobsharing). Dies geht aus der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE) hervor.

2021 belief sich die Erwerbsquote (Anteil Erwerbspersonen an der Bevölkerung) der 15- bis 64-Jährigen in der Schweiz auf 83,7%, was gegenüber 2011 einer Zunahme von 1,6 Prozentpunkten entspricht. Im Berichtszeitraum war die höchste Erwerbsbeteiligung allerdings 2019 zu verzeichnen (84,3%), danach ist sie während der Covid-19-Pandemie leicht gesunken (2020: 84,1%). Die Quote liegt bei den Männern höher als bei den Frauen (87,5% gegenüber 79,7%), die Geschlechterdifferenz hat sich die letzten zehn Jahre jedoch verringert (von 11,5 Prozentpunkten auf 7,8 Prozentpunkte).

Erwerbsquote der 55- bis 64-Jährigen nimmt am stärksten zu

Zwischen 2011 und 2021 stieg die Erwerbsbeteiligung bei den 55- bis 64-Jährigen am stärksten an (+5,9 Prozentpunkte auf 75,8%), wobei auch bei dieser Altersgruppe zwischen 2020 und 2021 ein Rückgang stattgefunden hat (2020: 76,5%). Personen der mittleren Altersgruppen nehmen zwar häufiger am Erwerbsleben teil, die Zunahme war zwischen 2011 und 2021 aber weniger stark ausgeprägt (25- bis 39-Jährige: +1,9 Prozentpunkte auf 91,2%, 2020: 91,6%; 40- bis 54-Jährige: +1,4 Prozentpunkte auf 90,2%, 2020: 90,8%). Eine ähnliche Entwicklung ist für die 65- bis 74-Jährigen zu beobachten, allerdings mit viel tieferer Erwerbsbeteiligung: die Erwerbsquote stieg um 1,8 Prozentpunkte auf 17,1% im Jahr 2021 (2020: 17,8%). Bei den 15- bis 24-Jährigen war hingegen ein Rückgang um 3,2 Prozentpunkte auf 65,4% zu verzeichnen (2020: 65,0%). 

Alter beim Austritt aus dem Arbeitsmarkt liegt bei 65,1Jahren

Das Durchschnittsalter beim Austritt aus dem Arbeitsmarkt lag 2021 bei 65,1 Jahren. Im Zehnjahresvergleich entspricht dies einer Zunahme von 0,2 Jahren; der Höchstwert wurde 2017 verzeichnet (65,8 Jahre). Männer treten im Durchschnitt später aus dem Arbeitsmarkt aus als Frauen (2021: 65,6 gegenüber 64,5 Jahre). Beim hier präsentierten Indikator reicht eine Arbeitsstunde pro Woche, um auf dem Arbeitsmarkt als aktiv zu gelten. Ein bedeutender Anteil der Erwerbstätigen reduziert in einem ersten Schritt den Beschäftigungsgrad, bevor sie inaktiv werden. Zählt man einen Rückgang des Beschäftigungsgrads auf unter 50% auch als Rückzug aus dem Arbeitsmarkt, liegt das durchschnittliche Austrittsalter entsprechend tiefer (63,7 Jahre).

2021 entfielen auf 100 Erwerbspersonen im Alter von 20 bis 64 Jahren 36,2 Personen ab 65 Jahren. In den vergangenen zehn Jahren führte die demografische Alterung trotz der zunehmenden Arbeitsmarktbeteiligung zu einem raschen Anstieg dieses Verhältnisses (+11%). 2011 kamen lediglich 32,7 Personen ab 65 Jahren auf 100 Erwerbspersonen im Alter von 20 bis 64 Jahren. 

Fast drei von fünf erwerbstätigen Frauen arbeiten Teilzeit

Die Teilzeiterwerbstätigkeit ist in der Schweiz bei Frauen stark verbreitet. 2021 arbeiteten 57,5% der 15- bis 64-jährigen erwerbstätigen Frauen Teilzeit. Männer sind rund viermal seltener teilzeiterwerbstätig (insgesamt 15,5% der gleichaltrigen Männer). Zwischen 2011 und 2021 stieg der Teilzeitanteil bei Männern um 3,8 Prozentpunkte; bei den Frauen war die Entwicklung mit +0,5 Prozentpunkten praktisch stabil. 

Knapp 30% der Frauen nennen die Kinderbetreuung als Teilzeitgrund

Verschiedene Gründe können dazu führen, dass eine Person zu einem reduzierten Beschäftigungsgrad tätig ist. Bei den Frauen gilt die Kinderbetreuung als meistgenannter Grund für diese Beschäftigungsform (28,7% der teilzeiterwerbstätigen Frauen), gefolgt von anderen familiären und persönlichen Verpflichtungen (19,9%). Bei Männern hat die Aus- und Weiterbildung am meisten Gewicht (19,3%). Kinderbetreuung (10,3%) sowie andere familiäre und persönliche Verpflichtungen (7,8%) werden weniger genannt als bei den Frauen. Der Anteil der Personen, die kein Interesse an einer Vollzeittätigkeit haben, ist bei Frauen und Männern gleich (Frauen: 16,0%, Männer: 15,9%). 

Jede zehnte teilzeiterwerbstätige Frau im Jobsharing

2021 arbeiteten 9,6% der teilzeiterwerbstätigen Arbeitnehmenden bzw. 3,6% aller Arbeitnehmenden im Jobsharing (2016: 9,8% bzw. 3,7%). Dabei wird eine Stelle und deren Verantwortlichkeiten zwischen zwei teilzeiterwerbstätigen Personen geteilt und im Allgemeinen gibt es nur eine Stellenbeschreibung. Frauen teilen sich häufiger eine Stelle mit einer anderen Person als Männer (10,3% der teilzeiterwerbstätigen Frauen verglichen mit 7,1% der teilzeiterwerbstätigen Männer).

Jobsharing: grosse Unterschiede nach Wirtschaftsbranche

Jobsharing findet in der Wirtschaftsbranche «Erziehung und Unterricht» überdurchschnittlich oft statt, gefolgt vom «Gastgewerbe» (18,8% bzw. 12,8% der teilzeiterwerbstätigen Arbeitnehmenden). In den restlichen Branchen arbeitet weniger als jede zehnte Person im Jobsharing; dabei reicht die Spannweite von 9,5% in der Branche «Immobilien, sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen» bis knapp 5% in der Branche «Information und Kommunikation».

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