Jugend und Gewalt


Gewalt von jungen Menschen umfasst viele Möglichkeiten von aggressiven Handlungen, die von psychischer und verbaler Gewalt (z.B. Mobbing), über körperliche und sexuelle Gewalt (z.B. Schlägereien, sexuelle Belästigung) bis zu schwereren Formen von Überfällen oder gar Totschlag oder Mord reichen kann.

Begriff

Wenn von Jugendgewalt die Rede ist, wird oftmals nicht unterschieden zwischen Gewalttaten, die von jungen Erwachsenen (18 bis 25 Jahre) und solchen, die durch Minderjährige (10 bis 17 Jahre) verübt werden. Die Unterscheidung ist jedoch zentral, da die Straftaten von Minderjährigen nicht nach dem Erwachsenenstrafrecht, sondern nach dem Jugendstrafrecht beurteilt und statistisch separat erfasst werden. Ähnlich ungenau wird der Gewaltbegriff verwendet: Körperliche Gewalt, Aggressivität oder ungebührliches Verhalten umschreiben klar voneinander zu trennende Realitäten. Die undifferenzierte Verwendung von Gewaltbegriffen kann dazu führen, dass die Situation falsch oder verschärft wahrgenommen wird.

Ursachen

Gewalt und Aggression lassen sich nicht auf eine einzige Ursache reduzieren. Bei den Ursachen von Gewalt spielen mehrere Mechanismen auf unterschiedlichen Ebenen des sozialen Umfelds zusammen. Zahlreiche Faktoren erhöhen das Risiko von Gewaltausbrüchen. Dazu gehören die mangelnde elterliche Aufsicht, ein inkonsequenter Erziehungsstil, schulische Probleme, die Zugehörigkeit zu einer gewalttätigen Clique, soziale Benachteiligung, der kulturelle Hintergrund oder die ungenügende Integration. Noch nicht abschliessend geklärt ist der Einfluss von Gewalt- und Pornovideos auf das Gewaltverhalten Jugendlicher.

Gewalt und Pornografie auf Handys und Computern im Besonderen

Die Darstellung von Gewalt- und Pornografie auf Handys, Computern und anderen Datenträgern hat bei Jugendlichen in den letzten Jahren zugenommen und ist in unserer Gesellschaft weit verbreitet. Das Anschauen von Bildern und Videos gilt häufig als Mutprobe. Es besteht die Gefahr, dass der Konsum von problematischen Bildern und Videos (harte Pornografie, grausame Gewalt) Kinder und Jugendliche verstört, ängstigt oder traumatisiert. Dabei ist nicht zwingend, dass die Inhalte auf dem eigenen Handy sind. Sie können auch auf dem Handy von Mitschülern angeschaut werden. Die Filme werden per Handy oder über das Internet verbreitet.

Es kam auch schon vor, dass zufällig ausgewählte Jugendliche oder andere Personen verprügelt wurden, mit dem Ziel diese Gewaltakte zu filmen und diese Videos zu verbreiten. Dieses Phänomen wird auch als „Happy Slapping“ bezeichnet.

Ein weiteres Phänomen ist das Sexting. Dabei fotografieren sich Jugendliche nackt oder in lasziven Posen und senden die Fotos via Handy an ihren Liebespartner oder ihr Date.  Ein als Liebesbeweis geschicktes Foto kann schnell zur Gefahr werden. Es kann beispielsweise nach einer Trennung aus Rache per Handy oder Internet an unerwünschte Zuschauer gelangen.

Strafbarkeit

Viele Jugendliche wissen nicht, dass sie sich durch den Umgang mit Gewalt und Pornografie und der damit einhergehenden Demütigung von Schwächeren möglicherweise strafbar machen.

Begeht ein Jugendlicher eine oder mehrere strafbare Handlungen, wird er als Täter identifiziert und muss sich daher einem strafrechtlichen Verfahren unterziehen, so ermittelt die Jugendstrafbehörde den Sachverhalt, führt aber gleichzeitig und, wenn nötig unter Beizug von Fachpersonen, eine eingehende Abklärung zur Person des Jugendlichen sowie zu seinen persönlichen, familiären, schulischen, beruflichen und freizeitlichen Verhältnissen durch. Alsdann prüft sie, ob der Jugendliche irgendwelcher Erziehungs-, Betreuungs- oder Therapiemassnahmen bedarf. Ist dies der Fall, so ordnet die Jugendstrafbehörde eine Schutzmassnahme an (Aufsicht, persönliche Betreuung, ambulante Massnahme oder Unterbringung). Sind Schutzmassnahmen nicht notwendig, so spricht die Jugendstrafbehörde eine Strafe aus (Freiheitsentzug bis zu einem Jahr, in Ausnahmefällen bis zu vier Jahren, eine unbedingte, teilbedingte oder bedingte Busse oder persönliche Leistung oder erteilt dem Jugendlichen einen Verweis). Zu jeder Schutzmassnahme ist zusätzlich eine Strafe auszusprechen, wenn die Tat schuldhaft begangen worden ist.

Prävention

Einfache, im Alltag verankerte Präventionsmassnahmen beugen Jugendgewalt am wirksamsten vor. Der Leitfaden für die Prävention (1.3MB, pdf) des von 2011 - 2015 geführten nationalen Programms Jugend und Gewalt zeigt bewährte Präventionsansätze auf. Er richtet sich an Präventionsfachleute aus der Praxis und gibt eine Übersicht über 26 konkrete Good-Practice-Kriterien für die Bereiche Familie, Schule und Sozialraum. Weitere Informationen finden Sie im Familienwegweiser unter dem Stichwort „Gewalt“.

Beratung

Opfer

Beratung und Hilfe finden Opfer bei den Opferhilfe-Beratungsstellen. Sie bieten unentgeltlich persönliche Beratungsgespräche am Telefon oder in der Beratungsstelle an. Sie finden die Adressen der Opferhilfe-Beratungsstellen (586KB, pdf) zusammengestellt von der SODK.

Gewaltausübende

Weitere Informationen

  • Auf der Website von Jugend und Medien, der nationalen Förderung von Medienkompetenz, finden Sie wertvolle Informationen über die Gefahren für Jugendliche und den kompetenten Umgang mit digitalen Medien.
  • Auf der Website der Berner Gesundheit findet man umfangreiche Tipps und Infos zum Thema Jugend und Internet. So finden sich Allgemeine Infos zum Thema Digitale Medien, Informationen und Angebote für Betroffene sowie für Angehörige  und auch Informationen und Angebote zur Vorbeugung/Prävention.
  • Weitere Informationen und nützliche Adressen finden Sie im Familienwegweiser unter den Stichworten „Gewalt“, „Sexueller Missbrauch“ und „Kinderschutz“.

Zugehörige Themen


Streit und Gewalt

Newsletter


Abonnieren Sie unseren vierteljährlich erscheinenden Newsletter, um über Neuigkeiten, Initiativen und Veranstaltungen zur Familienpolitik und zu Instrumenten zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erfahren.

Archiv

Mit dem Absenden des Formulars bestätige ich, dass ich die Bedingungen in den Privacy policy gelesen und akzeptiert habe.